Weiter so in Afghanistan

Die Regierung weist den Vorwurf der Mitschuld am jüngsten Anschlag auf zwei Bundeswehrsoldaten zurück

BERLIN ap/rtr/dpa ■ Trotz des jüngsten Anschlags auf deutsche Soldaten und scharfer Kritik des Bundeswehrverbands hält die Regierung an ihrem Afghanistan-Konzept fest. An dem Ansatz werde es keine Abstriche geben, bekräftigte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Mittwoch nach einer Kabinettsitzung. Ziviler Aufbau und militärische Sicherheit seien ohne einander nicht möglich. „Beides gehört zusammen“, sagte er und wies den Vorwurf zurück, die Bundesregierung sei mitverantwortlich für den Anschlag.

Ein Selbstmordattentäter hatte am Montag bei Kundus zwei Bundeswehrsoldaten und fünf afghanische Kinder in den Tod gerissen. Zwei weitere Soldaten und ein Kind wurden verletzt. Die beiden Toten sollten am Mittwoch nach Deutschland geflogen werden. Mit einer Trauerfeier hatten die deutschen Soldaten im nordafghanischen Kundus vorher Abschied von den getöteten Kameraden genommen.

Im Kabinett berichtete das Verteidigungsministerium von den bisherigen Erkenntnissen über den „heimtückischen Mordanschlag“, wie Steg sagte. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die gesamte Bundesregierung äußerten tiefes Mitgefühl und Anteilnahme für die Angehörigen der Soldaten wie auch für die Familien der Kinder. Auf „gänzliches Unverständnis“ stießen laut Steg Äußerungen des stellvertretenden Vorsitzenden des Bundeswehrverbands, Ulrich Kirsch. Dieser hatte in der Passauer Neuen Presse die Ausrichtung des Einsatzes als falsch bezeichnet und der Bundesregierung eine Mitverantwortung für den Anschlag zugewiesen. Steg bezeichnete dies als geschmacklos und als verantwortungsloses Gerede. „Es wäre angemessen, wenn das mit dem Ausdruck des Bedauerns sehr schnell zurückgenommen wird.“

Am Nachmittag versuchte der Bundeswehrverband dem Eindruck der Schuldzuschiebung entgegenzutreten. Das sei nicht der Fall, sagte Verbandssprecher Wilfried Stolze. Er betonte, mit seinen Äußerungen habe er eine Mitverantwortung für die Gesamtsituation hervorheben wollen, aber nicht für den Anschlag.

Die Einsatzfahrt der Patrouille, die für die 22 und 25 Jahre alten Soldaten tödlich endete, bezeichnete Steg indes als vorbildlich und ein „Beispiel nach dem Lehrbuch“. Auch bei den Sicherheitsvorkehrungen sei niemandem ein Vorwurf zu machen, „im Gegenteil“, sagte er. Dennoch könne sich niemand mit letzter Gewissheit vor heimtückischen Anschlägen mit dermaßen mörderischer Energie schützen.