Tanzrausch geplant

Balletttage: Choreografie blüht bunt in Oldenburg

Die Internationalen Balletttage am Staatstheater Oldenburg sind bereits im Vorverkauf ein Renner. Martin Stiefermann, Direktor der Oldenburger Tanzkompanie, lobt denn auch das „hochinformierte und gebildete Tanzpublikum“ an der Hunte. Mit dem sechsten Ballettfestival vom 13. bis 23. März wolle man aber den bekannten Boden verlassen. So heißt es weg vom Gastspielprogramm über mehrere Wochen. Ein echtes Festival soll es werden, komprimiert auf zehn Tage. An jedem Abend hat eine andere Truppe ihren Auftritt, jeweils ab 22 Uhr gibt es Late-Night-Specials – Tanzrausch bis in die Nacht.

Grundsätzlich verstehen sich die Balletttage nicht als Avantgardeschau. So soll dieses Jahr das Thema Tradition und Moderne ausgelotet werden. Tradition, dazu zähle aber nicht nur der klassische Spitzentanz, sondern etwa auch das kulturelle Repertoire Afrikas. Dessen bedient sich die französisch-marokkanische Kooperation von Bernardo Montet und der Assoziation Mawguerite. Ihr Stück „O.More“ greift mit dem Mythos des Othello auch alte Erzähltraditionen Afrikas auf. Geschichten geben Impulse für Körperbilder, Riten werden avantgardistische Geste (17. März).

Vollendung im reinen Tanz, damit bestreitet die spanisch-slowakische Cobosmika Compagnie eine abendfüllende Choreographie. Mit „Tower of Babel“ erhielten Olga Cobos und Peter Mika im Januar diesen Jahres den Tanzförderpreis der Stadt München. Am 14. März ist ihre beeindruckend geschmeidige Arbeit zu sehen. Den Auftakt zum Festival bestreitet aber die hauseigene Tanzkompanie „MS Schrittmacher“ mit einem Dreiteiler rund um die Figur des Narziss. Ebenso bemerkenswert: In Oldenburg beenden die so genannten Seniorentänzer des Nederlands Dans Theater am 22. März ihre Bühnenkarrieren.

Die Festivalmacher Martin Stiefermann und Dirk Elwert wollen in den zehn Festival-Tagen dem Publikum auch direkter mit Tanz auf die Haut rücken. Dazu dienen einerseits Einführungen. Andererseits versuche der Tanz selbst, mit neuen Formen „den Elfenbeinturm zu verlassen“. Dazu lädt zumal der „Ring“ des Berliners Felix Ruckert ein: Am 21. März kann sich das Publikum, in einem Stuhlkreis platziert, in den Tanz einbeziehen lassen. Ein weiterer Höhepunkt: Bei einer Gala zum zehnjährigen Bestehen der Balletttage gestalten internationale Solisten und freie Companien einen bunten Fächer tänzerischer Ausdrucksformen. Marijke Gerwin