Gegen Bush und Berlusconi

aus Rom MICHAEL BRAUN

Eine Million, anderthalb oder zwei – das sind die durchaus realistischen Schätzungen der Organisatoren für die Demonstration in Rom. Denn gegen den Irakkrieg mobilisiert ein ungewohnt breites Bündnis. Natürlich sind die – in Italien besonders starken – Globalisierungskritiker dabei. Natürlich dutzende katholische Organisationen wie Pax Christi oder die Pfadfinder. Natürlich wird der größte Gewerkschaftsbund, CGIL, vertreten sein. Diesmal aber, anders noch als im letzten November auf der Demonstration in Florenz mit immerhin rund 800.000 Teilnehmern, kommen alle Parteien der Mitte-links-Opposition nach Rom, kommt auch der gemäßigt katholische Gewerkschaftsbund CISL, kommen aus dem ganzen Land die Anti-Berlusconi-Aktivisten der „Girotondi“, der im letzten Jahr entstandenen Bürgerbewegung für Rechtsstaatlichkeit und Medienpluralismus.

Denn in Rom geht es gegen Bush – aber eben auch gegen Berlusconi, der sein Land an der Seite der USA aufgestellt hat. Und der es mit einer öffentlichen Meinung zu tun hat, die sich immer weiter von ihm entfernt: Laut Umfragen sind 70 Prozent der Italiener auch im Fall eines UN-Mandats gegen den Krieg. Statt der US-Flagge ist in Italien die Regenbogenfahne der Antikriegsbewegung gefragt: Florenz oder Bologna etwa sind mit ihr geschmückt, heute wird Rom ein Farbenmeer werden. Bürgermeister Walter Veltroni will dazu beitragen: Auf der Kapitolstreppe soll eine 50 Meter lange Regenbogenfahne entrollt werden.