bomben und bären
: Fidel rettet die Berlinale

Für Dieter Kosslick, den agilen Chef der Berlinale, wäre es zu schön gewesen. Da lädt er Gott und die Welt, Stars und Sternchen auf sein Filmfest ein. Und Fidel Castro, Staatsschef Kubas und Hauptdarsteller in Oliver Stones Film „Comandante“, als Superlativ noch dazu. Was als Idee ganz sympathisch daherkommt, erscheint bei Licht besehen aber kaum als mehr denn ein Marketing-Gag – worauf sich der Berlinale-Boss prächtig versteht. Wenn schon kein politisch wichtiger Film im Wettbewerb ist, wird sich Kosslick gesagt haben, dann wenigstens der Máximo Líder „live“: in Uniform und wohl mit einer seiner berühmt-berüchtigten 8-Stunden-Reden im Berlinale-Palast. Kosslick 2003 wäre ein Fall für die Geschichte.

Kommentarvon ROLF LAUTENSCHLÄGER

Fidel hat abgesagt. Und natürlich in einer Weise, die kinoreif ist. Vielleicht war dem alternden Politstar der Flug zu anstrengend, die Kälte zu beißend und 25 Grad Celsius in Havanna sowieso für die Knochen bekömmlicher. Doch darum geht’s nicht. Schuld an der Absage sei nun mal die problematische globale Lage, ließ Castro vermelden, die ihn unabkömmlich in der Karibik macht. Besser noch, mit dem Charme eines weltgewandten Galans: Er wolle durch den erwünschten Berlinale-Auftritt Deutschland nicht in noch größere Schwierigkeiten bringen, als es eh schon ist.

Den Imperialisten in Washington, die Schröder schon als Teil der Achse des Bösen betrachten, keinen Anlass für Provokationen geben, so lautet die dialektische Botschaft Fidels. Damit sind US-Bomben auf Berlin – noch vor dem Showdown in Bagdad – wieder, Gott sei’s gedankt, unwahrscheinlicher geworden.

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