Prophet im Herzen

Das Satiremagazin „Titanic“ veranstaltet einen „Mohammed-Ähnlichkeitswettbewerb“. Einfallslos?

Die Einsicht setzte sich durch: „Adorno ist doch schon etwas länger tot“, erklärt Leo Fischer, Redakteur des Satiremagazins Titanic. Über Jahre hinweg huldigte die Redaktion dem linken Propheten der Frankfurter Schule zur Frankfurter Buchmesse mit ihrem „Theodor-W.-Adorno-Ähnlichkeitswettbewerb“. Gastland der Messe, die nächste Woche beginnt, ist in diesem Jahr die Türkei. Für die Titanic ein Grund, Traditionen zu überdenken. Ihre Bereicherung des Messe-Programms: ein „Mohammed-Ähnlichkeitswettbewerb“.

„Auch wir tragen Mohammed in unseren Herzen“, sagt Fischer. Der Koran fordere ja gerade dazu auf, dem Propheten in seinem eigenen Leben so ähnlich wie möglich zu werden. Zu erwarten sei auf der Bühne des Frankfurter Caricatura-Museums am 18. Oktober jedoch kein Kostümfest: „Die besten Satiriker des Landes tragen lustige Texte vor, darunter ein Türke.“ Man wolle der ganzen Welt zeigen, welches Satireverständnis die Deutschen hätten, erklärte Museumsleiter Achim Frenz. Eine Einladung zum „gefährlichsten Event der Buchmesse“ schickten die Veranstalter auch dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül. Nurhan Soykan vom Zentralrat der Muslime gewinnt diesem Wettbewerb nichts ab: „Ein weiterer Versuch, die Schmerzgrenze zu testen.“ FX