Wie Fotos mit offener Blende

Die Oldenburgerin Etta Unland kriecht mit ihren Malereien unter die Haut

Etta Unland malt leise Töne. Ihr Sujet ist der menschliche Körper. Doch die Oldenburger Künstlerin bleibt nicht an der Oberfläche der körperlichen Hülle, sie kriecht unter die Haut. Die Ausstellung „Körper, Hülle, Horizont“ zeigt Ergebnisse dieser Expedition ins innere Unbekannte.

Die meisten der etwa achtzig Arbeiten in der Chefetage der Oldenburgischen Landesbank stammen aus dem Jahr 2002. Fast vier Jahre – seit der Auflösung der Oldenburger „Atelierhaus“-Gruppe in der Sonnenstraße im Jahre ’97 – hatte Etta Unland nicht mehr produziert oder präsentiert. Waren es zuletzt Objekte, in denen sie ihr Grundthema Natur umkreist, so findet man in ihren Arbeiten jetzt den Schatten, den Widerhall des plastisch Körperlichen. Flüchtige Aufnahmen aus Graphitstaub oder Pigmente, eingerieben in das Papier: Wie mit offener Blende fotographiert, werden hier Momente in Bewegung gebannt, unscharf, als Struktur erahnbar und doch schon wieder in Auflösung begriffen.

Auch die oftmals rötlich, bräunlich getönten Ölgemälde vermitteln nur Ahnungen von Aggregatzuständen, irgendwo zwischen flüssig und fest changierend: Andeutungen von Öffnungen, Pforten, Lamellen, Vulven oder synaptischen Räumen. Und so, wie die Malerei diesen Gegenstand umkreist, löst sich der Vorgang vom Sujet und die reine Malerei drängt nach vorne, Raum und Licht werden zum eigentlichen Thema.

Landschaften deuten sich an: Die innere Wildnis, Wüsten, Macchia-Wälder, Ströme. Diese Reise in die Grenzen des Darstellbaren kann nur ein Umkreisen sein. So zeigt Etta Unland auch ihre zeichnerische Annäherung an Körperfragmente – Knochen, Gelenke – immer ungewöhnlich positioniert am rechten unteren Bildrand, immer irgendwie in Auflösung begriffen.

In einer kleinen Installation fügen sich die Elemente der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Körper sehr sinnfällig zu Fragen der Wahrnehmung. Insgesamt sechs kleine Ölarbeiten hängen in zwei Dreierreihen übereinander. Die Paare, die einender vertikal zugeordnet sind, scheinen zunächst keinen Bezug zueinander zu haben. Betrachtet man nur den oberen Farbkörper, so wird er bald plastisch, hebt sich ab in den Raum, wie die Gemälde des abstrakten Expressionismus von Mark Rothko. Marijke Gerwin

Besichtigung der Ausstellung nach Absprache mit Etta Unland unter ☎ 0441/88 59 170