„Gegen Gewalt“

Jan Bondy ist Leiter des tschechischen Kulturinstituts

taz: Wie haben Sie auf die Unterschrift Ihres Präsidenten unter den „Offenen Brief“ reagiert?

Jan Bondy: Wissen Sie, als Mensch, der unter dem Druck der kommunistischen Gewalt lebte, meine ich, dass jede Gewalt widerrechtlich ist. Wo Widerrechtlichkeit ist, muss man mit politischen Mitteln alles dagegen unternehmen. Unter Hussein starben viele Leute. Die Frage ist, wie man das ändern kann. Auf alle Fälle sind die UN-Resolutionen eine wichtige Sache. Ich bin persönlich dafür, dass alles Mögliche getan wird, damit die Menschen, die auf beiden Seiten stehen, nicht sterben müssen.

Was meinen Sie, wie die Community Ihres Landes in Berlin darauf reagiert?

Das weiß ich nicht. Unsere Ansprechpartner im Kulturinstitut sind Leute, die Tschechien kennen lernen möchten. Wir sind hier, weil wir unsere Kultur im unpolitischen Sinne zeigen und in diesem Sinn für unser Land werben. Ob Kultur politisch ist oder nicht, ist eine Frage des Politikverständnisses.

Glauben Sie, dass Ihr Land mit dem Brief die Kriegspolitik Bushs unterstützt?

Nein. Ich meine, dass niemand aus unserem Land Krieg unterstützt, egal wo er stattfindet. Auf gar keinen Fall impliziert die Unterschrift, dass damit der Krieg unterstützt wird, meine ich.

Bedeutet der Brief eine Abgrenzung hin zum von Bush bezeichneten „alten Europa“?

Nein. Uns Tschechen ist die Beziehung zu Deutschland sehr wichtig. Diese Beziehung ist viele hundert Jahre alt. Wir leben nebeneinander und beeinflussen uns gegenseitig. INTERVIEW: W. S.