Thailänder werden evakuiert

In Kambodscha führen Gerüchte zu schweren antithailändischen Ausschreitungen

BANGKOK taz ■ Thailand hat gestern die Grenzen zu Kambodscha geschlossen, dessen Botschafter des Landes verwiesen und mit mehreren Militärflugzeugen hunderte thailändischer Staatsbüger aus der kambodschanischen Hauptstadt Phom Penh evakuiert. Damit reagierte die Regierung in Bangkok auf antithailändische Ausschreitungen am Mittwoch, bei denen mindestens ein Thailänder ums Leben kam. Zahlreiche thailändische Geschäfte und Hotels wurden von einem kambodschanischen Mob zerstört. Hunderte Kambodschaner setzten die thailändische Botschaft in Phnom Penh in Brand. Botschafter und Personal flohen durch den Hinterausgang. Bisher wurden etwa 150 Randalierer verhaftet. Augenzeugen zufolge ließ die Polizei den wütenden Mob viel zu lange gewähren, ehe sie Warnschüsse abgab.

Gestern kam es dann in Bangkok vor der kambodschanischen Botschaft zu Protesten. Auslöser der schwersten diplomatischen Krise zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn seit Jahrzehnten war eine in Kambodschas Presse zitierte angebliche Äußerung der populären thailändischen Schauspielerin Suwanan Kongying, dass die berühmte Tempelanlage Angkor Wat, das Staatssymbol Kambodschas, eigentlich Thailand gehöre. Die Aktrice bestreitet die Aussage gemacht zu haben. Laut Bangkok Post stammt das Zitat aus einem Fernsehfilm, in dem Suwanan es vor zwei Jahren in einer Rolle gesagt habe.

Kambodschas Premier Hun Sen machte Extremisten für die Gewalt verantwortlich. Sie hätten Gerüchte gestreut, Kambodschas Botschaft in Bangkok sei angegriffen worden. Beobachter vermuten eine gezielte Aktion: Die Gerüchte gingen einher mit der Veröffentlichung der angeblichen Bemerkung Suwanans. Womöglich sollten vor den Parlamentswahlen im Juli antithailändische Ressentiments geschürt werden. NICOLA GLASS