48-Jähriger stirbt nach rechtem Angriff

Erfurter wollte Sohn zu Punk-Party begleiten. Zeugen berichten von Attacke. Fünf Verdächtige aus rechter Szene

BERLIN taz ■ Nach dem Tod eines 48-Jährigen bei einer Auseinandersetzung zwischen Punks und polizeibekannten Rechten in Erfurt hat die Polizei am Mittwoch die Wohnungen von fünf mutmaßlichen Verdächtigen aus der rechten Szene durchsucht. Parallel dazu erklärte die Staatsanwaltschaft Erfurt, der Anlass der Auseinandersetzung sei nach wie vor unklar. Bei den Beteiligten habe es sich um „Personen aus der rechten und der linken Szene gehandelt“, die am vergangenen Samstag im sozialen Brennpunkt Erfurt-Nord aufeinander trafen.

„Ein politischer Hintergrund wird nicht ausgeschlossen“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft der taz. Die Polizeidirektion Erfurt hatte zunächst jeglichen politischen Hintergrund kategorisch ausgeschlossen.

Der 48-jährige H. war nach Angaben der Staatsanwaltschaft vermutlich zufällig oder besuchsweise mit den Linken unterwegs. Er sei nach einem Sturz auf die Straße an Hirnhautblutungen gestorben. Ein zweites Opfer, ein 26-jähriger Punk, liegt mit schweren Gesichtsverletzungen im Krankenhaus. Die „Anlaufstelle für Betroffene von rechtsextremen und rassistischen Angriffen und Diskriminierungen“ (Abad) und linke Gruppen in der thüringischen Landeshauptstadt sprechen von einem „rechtsextremen Übergriff mit tödlichem Ende“. Ausgangspunkt sei der vergebliche Versuch von zwei äußerlich der rechten Szene zuzuordnenden Männern gewesen, sich Zutritt zu einer Party in der Wohnung eines Punks zu verschaffen. Eine verbale Auseinandersetzung habe sich dann auf die Straße verlagert, so Ralf Herbrandt von Abad. Nach Augenzeugenberichten habe sich die Situation dann zunächst beruhigt. Lediglich eine kleine Gruppe von Punks sowie der 48-Jährige hätten sich noch auf der Straße aufgehalten, als sie überraschend von einer größeren Gruppe Rechter angegriffen wurden. Zeugen fanden wenig später den 48-Jährigen und den 26-Jährigen blutüberströmt und mit schweren Kopfverletzungen auf der Straße liegend. Der 48-Jährige soll seinen Sohn zur Punker-Party begleitet haben.

Die Staatsanwaltschaft geht derzeit von fünf Verdächtigen aus der rechten Szene aus, bei denen unter anderem Baseballschläger, ein Messer, ein abgebrochener Billardstock und eine abgeschlagene Glasflasche gefunden wurden. Sie seien teilweise wegen einschlägiger rechter Delikte vorbestraft. Ermittelt wird wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge.

Zwar gilt Erfurt nicht als Hochburg organisierter Rechtsextremisten. In Erfurt-Nord jedoch prägen rechte Skins einen Teil der Jugendkultur. Für heute kündigten Freunde der betroffenen Punks, Abad und linke Gruppen einen Trauermarsch an.

HEIKE KLEFFNER