Uran aus Deutschland

Der Atomkonzern Urenco will Anreicherungsfabrikstark ausbauen. Jetzt Einwendungen in Gronau möglich

BERLIN taz ■ Der geplante Ausbau der bundesweit einzigen Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau (UAG) ist am Montag in eine neue Phase getreten. Die Antragsunterlagen liegen seitdem aus. Bis zum 26. März können Anwohner nun die Unterlagen einsehen und eventuelle Einwendungen vorbringen. Im Anschluss beginnt die öffentliche Anhörung.

In Gronau treffen im Jahr etwa 200 Atomtransporte ein und es sollen noch mehr werden. Empfänger ist die UAG. Deren Betreiber, die Urenco Deutschland, will die Kapazitäten der einzigen deutschen Uranfabrik ausweiten. Statt 1.800 sollen künftig 4.500 Tonnen reaktorfähiges Uran produziert werden. Das entspricht dem Bedarf von 45 mittelgroßen Reaktoren. In Deutschland gibt es 19 kommerzielle Atommeiler. Das Uran wird also großteils exportiert.

Der Antrag der Urenco stammt noch aus dem Jahr 1998. Trotz Atomkonsens und 11. September wurde er aufrechterhalten und erweitert. Und die ersten Schritte sind getan. Behördeninterne Prüfungen und die Anhörungskonferenz, in der Kommunen, Anlieger und Naturschutzverbände ihre Statements abgeben, fanden inzwischen statt. Urenco-Sprecher Manfred Krey rechnet damit, dass Ende nächsten Jahres mit dem Bau begonnen werden kann.

Uranhexafluorid (UF6) heißt der Rohstoff, der in Gronau angereichert wird. Er stammt aus Russland, Kanada und Namibia. Die Radioaktivität des angelieferten Urans ist gering, wenn UF6 jedoch mit Wasser in Verbindung kommt, entsteht Flusssäure. Sie ist eine der aggressivsten Säuren, löst Metalle und Glas und verbreitet leicht entzündlichen Rauch. Nach Beobachtungen des Gronauer Arbeitskreises Umwelt (AKU) erreichen wöchentlich mehrere Transporte die Uranfabrik. Eine Genehmigung ist dafür nicht erforderlich. Fahrtzeit und Route bestimmen die Spediteure. Mehrfach wurde beobachtet, wie ganze Konvois durch Wohngebiete fuhren.

Nach der Anreicherung auf maximal fünf Prozent wird das Uran zu Brennelementen verarbeitet, die in Atomkraftwerken eingesetzt werden. Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz ist die Brennelementefabrik im niedersächsischen Lingen ein häufiger Abnehmer, Deutschlands einzige Brennelementfabrik. PHILIPP HORSTMANN