kulturhauptstadt im kasten (3)
: Detlef Roth vom Kunst und Bildungsverein (KuBO) zur Bremer Bewerbung

Das sinnliche Leben wieder finden

Bremen bewirbt sich als Kulturhauptstadt 2010. Aber wie? In unserer Serie beziehen Kulturschaffende, Mäzene und Entscheidungsträger der Stadt Position. Heute: Detlef Roth,KuBO

Was ist eine Kulturhauptstadt ? Eine wunderbare Chance: Sie zeigt die Möglichkeiten von Zivilisation. Sie zeigt, dass Menschen eine Seele haben. Sie zeigt, dass Kultur eine Hauptsache ist und Lebensmotor für eine Stadt sein kann. Wir Bremer könnten Europa auf seine alte und neue Zukunft vorbereiten, und unsere Stadt: Indem wir ihre kulturellen Potenziale präsentieren und steigern; indem wir zeigen, dass längsseits der Metropolen ein Zentrum sein kann. Der Bremer Senat hat die Bewerbung als Kulturhauptstadt beschlossen. Wir könnten fragen, ob die 500.000 Euro an Stelle der anvisierten 2 Millionen für eine Konzeption reichen. Wir könnten fragen, inwieweit die interne Lösung mit der bmg als Projektentwickler einem externen Blick überlegen ist. Wir könnten fragen, ob strategische Ziele wie Sanierung und Innovationsschub womöglich wundergute Effekte, aber keine europäischen Feuilletonnachrichten generieren. Und wir könnten fragen, wie das Primat der Kultur sichergestellt wird. Dies alles sollten wir uns in den nächsten Wochen klärend fragen! Trotzdem möchte ich auf Themen eingehen, die in den verschiedenen Positionspapieren benannt werden – oder die ich in Assoziation daran vorschlage. Ich verstehe sie als Gedankentableau, aus dem sich Plattformen entwickeln könnten. Plattformen bieten Entwicklung und Diskurs, sie bieten die Möglichkeit der Ansiedlung von Kulturangeboten und zur Konzeption künstlerischer Ideen. Diese Themen könnten sein Tradition und Innovation, Verfall und Entwicklung, das Neue und die Ewigkeit – und dazu bieten sich Projekte aus den Bereichen Geschichte, Religion, Wissenschaft, Häfen, Künstler- undForscherleben, Innovationsgewalt, Schönheit und Kitsch an; Einen anderen Themenblock bilden Selbstbestimmung und Stadt-Kultur, Toleranz und Wagemut, Partnerschaft und Vernetzung – zu denen Beteiligungen aus den Feldern Hanse, Bürgertum, Republik, Auswanderungskultur, Städtepartnerschaften passen; die Künste als Zentrum der Kultur, Kunst und die Subjektivität der Menschheit, der Anspruch von Kunst und das Verlangen nach Kultur formen einen dritten Block – dazu Ereignisse aller Sparten, aller Bühnen, aller Schiffe, aller Orte, Qualiäten; schließlich bilden Wasser und Luft, digitale Moderne und Lebensformen sowie Erkenntnis und Beteiligung eine Einheit – zu der Projekte wie Stadt am Fluss, Raum-Luftfahrt, Schwebe-Schwimm-Zeppelin-Architektur für die Weser, Radio, TV, Film, Technisierung gehören. In diesen Themen sollte sich die Stadt, ihre Entwicklung, ihre Zukunft spiegeln. In ihnen sollten sich die internationale und regionale Kulturszene bewegen können – und die Stadtbewohner ihr sinnliches Leben wiederfinden können. In ihnen sollten sich Kultureinrichtungen, Hochschulen, Schulen, Firmen, Vereine, und freie Szene als Träger präsentieren, wachsen und forschen können. Doch dabei ist die Bremer Autorenschaft gefragt. Mit dem Spiegel und im Spiegel der Weltkunst. Aber die Seine von Bremen heißt Weser. Detlef Roth