Mobile Arztpraxen für das Land

betr.: „Der Hausarzt kommt per Video“, taz vom 29. 9. 08

Als Bundesverband der Honorarärzte (e. V.) vertreten wir eine große Zahl von hochqualifizierten FachärztInnen, die sicher auch bereit sind, in Görzke, Gotha oder Elsterwerda ihre Dienste anzubieten.

Warum muss man denn gleich mit Haus und Hof sowie der ganzen Familie in die (brandenburgische) Provinz übersiedeln? Was wir brauchen, sind nicht die Arztpraxen im alten Stil oder gar Ärzte aus Österreich und den Ländern der EU-Osterweiterung, sondern neue und flexible Strukturen! Warum müssen denn die Patienten zum Arzt? Es könnte doch auch der Arzt zu den Patienten kommen: Mobile, fahrende Praxen, die montags in Görzke, mittwochs in Gotha und freitags in Elsterwerda auf dem Marktplatz stehen und mit freiberuflichen Ärzten besetzt sind, wären ein innovatives Modell für alle ländlichen Regionen. Weder mit „Sack und Pack“, noch mit „Haus, Hof und Familie“ muss dann Ärztin oder Arzt aus den geliebten Ballungsräumen auswandern.

Weiterhin wurde von den Ärztekammern in den letzten Jahren die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner („Hausarzt“) – mit Verweis auf die mangelnde Qualität – zunehmend schwieriger gestaltet. Den „Praktischen Arzt“, der sich unmittelbar nach dem Studium niederlassen konnte, gibt es seit einigen Jahren nicht mehr, und die Weiterbildung zum Allgemeinmediziner dauert heute mindestens 5 Jahre. In den Kammerbezirken mit Ärztemangel könnte zum Beispiel der „Quereinstieg“ von erfahrenen KollegInnen aus anderen Fachgebieten erleichtert werden. Auch dafür bedarf es keiner „neuen“ Ärzte, sondern lediglich flexibler berufspolitischer und standesrechtlicher Lösungen. NICOLAI SCHÄFER, Potsdam

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