Agrarreform der EU erntet vor allem Protest

Den Umweltschützern gehen EU-Kommissar Fischlers Vorschläge nicht weit genug, den Bauern dagegen zu weit

BRÜSSEL taz ■ Einen Aufschrei hat gestern EU-Agrarkommissar Franz Fischlers neuer Anlauf für eine Reform der Landwirtschaftsfinanzierung provoziert: Die europäischen Bauern fürchten um ihre Einkünfte ab 2006, Umweltorganisationen geht die Wende dagegen nicht weit genug.

Seine Grundidee hat der Österreicher in dem neuen Papier aber beibehalten: Er will den Landwirten ein Einkommen sichern – unabhängig von der Produktion. Dadurch soll Überproduktion vermieden werden. Die Höhe der Beihilfe wird danach berechnet, wie viel der Bauer in den Jahren 2000 bis 2002 im Schnitt von der EU erhalten hat. „Die Landwirte sollen im Betrieb arbeiten, nicht am Schreibtisch Formulare ausfüllen“, begründete Fischler das Konzept.

Der grüne EU-Landwirtschaftsexperte Graefe zu Baringdorf sagte: „Die Richtung stimmt, aber die ökologische Komponente ist zu schwach.“ Grüne Umweltverbände forderten mehr Geld für nachhaltige Landwirtschaft. Der europäische Bauernverband (Copa) dagegen sorgt sich um die Einkünfte. Er glaube nicht, dass sinkende Subventionen durch steigende Preise ausgeglichen würden, sagte Copa-Präsident Gerd Sonnleitner. Bei den Agrarministern, die nächste Woche in Brüssel über das Konzept beraten, wird vor allem mit französischem Protest gerechnet. DPS

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