Geiseln sind wieder zu Hause

Die in Ägypten entführten europäischen Touristen sind in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Auch deutsche Eliteeinheiten waren vor Ort einsatzbereit

BERLIN rtr ■ Nach zehn Tagen Geiselhaft in der Sahara sind fünf deutsche Ägypten-Touristen wohlbehalten in die Heimat zurückgekehrt. Mit einer Sondermaschine der Lufthansa landeten die Urlauber am Dienstag auf dem militärischen Teil des Flughafens Berlin-Tegel, wo sie von ihren Angehörigen empfangen wurden.

Mit ihnen kehrten Spezialkräfte der Elitetruppen GSG 9 und KSK nach Deutschland zurück. Die für Geiselbefreiungen ausgebildeten Polizisten und Soldaten hatten sich nach Angaben der Bundesregierung vor Ort bereitgehalten, waren aber nicht zum Einsatz gekommen. Wo genau sie sich aufgehalten haben, ist nicht bekannt.

Die Entführer hätten ihre elf europäischen Geiseln nach einem Feuergefecht mit sudanesischen Soldaten freigelassen, hieß es in Sicherheitskreisen. Bei dem Schusswechsel sei einer der Anführer der Geiselnehmer umgekommen. Die restlichen Entführer hätten sich danach in einer schwierigen Lage befunden, weil sie in ihrem Bewegungsradius eingeschränkt waren und Probleme mit der Versorgung hatten. Schließlich hätten sie den ägyptischen Sicherheitsbehörden die Koordinaten mitgeteilt, wo sie die Reisegruppe abholen konnten, und sich aus dem Staub gemacht. Die 70-jährige Mirella De Giuli sagte nach der Rückkehr in Turin, die Entführer hätten den Geiseln einfach einen Geländewagen und ein Satellitennavigationsgerät gegeben und sie in die Freiheit entlassen. Nach fünf oder sechs Stunden Fahrt durch die Wüste mit sehr geringen Wasservorräten seien sie schließlich auf ägyptische Soldaten gestoßen.

Großes Lob ernteten die Reiseleiter, die mit ihren Schützlingen verschleppt worden waren. „Unsere wahre Stärke waren unsere ägyptischen Fremdenführer, die uns die ganze Zeit über beschützt haben“, sagte Giovanna Quaglia. Besonders die Frauen in der Gruppe hätten sich gefürchtet. „Vor allem in den ersten Tagen behielten wir Frauen aus eigenem Antrieb die Kopftücher auf. Wir haben die Augen zu Boden gerichtet und versucht, jeden Kontakt zu vermeiden, weil man als Frau einfach ein bisschen mehr Angst hat.“

Die deutschen Urlauber waren mit fünf Italienern, einer Rumänin und acht ägyptischen Begleitern am 19. September während einer Wüstensafari in Ägypten zwischen der Oase Dachla und der Hochebene Al-Gilf al-Kabir verschleppt und in den Sudan gebracht worden. Am Montag kamen sie im Grenzgebiet zu Sudan frei und wurden nach Kairo geflogen.