Und raus bist du!

BERLIN taz/dpa/ap ■ Besonders kalt erwischt hat der Absturz der CSU die bayerische Wirtschaftsministerin Emilia Müller. Sie war nicht für ein Direktmandat angetreten, sondern kandidierte nur auf der Parteiliste der Oberpfalz – und wird nun nicht in den Landtag einziehen. Bislang galt Platz eins der Bezirksliste als sichere Position für ein Mandat. Doch nun verlor die CSU 18,1 Prozent und landete bei 44,5 Prozent. Ex-CSU-Bezirkschef Hans Spitzner erinnerte daran, dass er für seine Forderung, Müller mit einem Direktmandat abzusichern „beschimpft und ausgelacht“ wurde. Über ihren Verbleib im Kabinett wollte Müller nicht spekulieren. Es wird damit gerechnet, dass die FDP im Fall einer Koalition mit der CSU das Wirtschaftsressort erhält.

Beendet ist mit dem Debakel für die CSU auch die Hoffnung auf ein Comeback von Franz Josef Strauß’ Tochter Monika Hohlmeier. Die 46-Jährige verpasste auf Platz zehn der Oberbayern-Liste den Einzug in den Landtag – nach 18 Jahren im Parlament. In dem Bezirk fiel die CSU auf 39,3 Prozent (minus 20,9).Vor drei Jahren war sie als Kultusministerin zurückgetreten. Die bevorstehende Veröffentlichung ihres Buches „Die mageren Jahre sind vorbei“ sollte ihre Rückkehr in die erste Reihe der Landespolitik einläuten.

Als vor einem Jahr der Posten des CSU-Generalsekretärs neu besetzt wurde, galt Georg Fahrenschon (Oberbayern) als aussichtsreicher Anwärter. Schließlich wurde er Finanzstaatssekretär. Nun verpasste der 40-Jährige zwar den Einzug in den Landtag, doch könnte er Nutznießer der CSU-Misere werden: Für den Fall, dass Generalsekretärin Christine Haderthauer zurücktritt, gilt er als wahrscheinlichster Nachfolger.

Auch für Dutzende im Bundesgebiet weniger bekannte CSU-Abgeordnete bedeutet die Wahlpleite vorerst das Ende ihrer Karriere als Berufspolitiker. Ulrike Scharf-Gerlspeck (Oberbayern) ist „geschockt“ über ihr Aus im Landtag. 2006 war sie nachgerückt. An den Wahlkampfständen habe sie bereits bemerkt, dass etwa die „2-Maß-Theorie“ von Ministerpräsident Günther Beckstein „nicht förderlich“ sei. Er hatte gesagt, Autofahren sei nach „zwei Maß in sechs, sieben Stunden auf dem Oktoberfest“ in Ordnung. Angesichts des CSU-Fiaskos müsse nun ein „mutiger Schritt“ erfolgen. Wie er konkret aussehen soll? „Sie wollen wohl von mir hören, dass Huber und Beckstein gehen sollen?“, fragt sie zurück. „Das habe ich nicht allein zu entscheiden.“ Sie will sich nun auf ihre Arbeit im Kreistag Erding und in ihren beiden Reisebüros konzentrieren. THO