Fehlzeiten der Lehrer sind Staatsgeheimnis

Die Fehlzeiten von Schülern sind detailliert bekannt. Wie lange Berlins Lehrer fehlen, darüber schweigt sich die Verwaltung jedoch aus. Bildungspolitiker vermuten einen Zusammenhang mit sozialen Brennpunkten

Auch Lehrer werden krank. Wie häufig und in welchen Bezirken, das wollen die Behörden jedoch nicht verraten. Das geht aus der Antwort der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der FDP-Abgeordneten Mieke Senftleben (FDP) hervor. Die Bildungspolitikerin wollte wissen, wie oft Berlins Lehrer und Schüler krankheitsbedingt zu Hause bleiben. Doch was die Fehlzeiten von Lehren betrifft, blieb die Senatsverwaltung eine Antwort schuldig. Die Daten würden zwar erfasst, heißt es in der Antwort, der Hauptpersonalrat, zuständig für Berlins Lehrer, hat jedoch der Einführung eines Datensystems widersprochen. Dieses sollte die Erfassung der Statistik nach eindeutigen Richtlinien festlegen.

Bei den bildungspolitischen Sprechern der Opposition stößt diese Antwort auf Unverständnis. „Wir müssen wissen, wo es unter Lehrern die meisten Krankheitsfälle gibt“, sagt Mieke Senftleben (FDP). Die Bildungspolitikerin befürchtet: Wo es soziale Brennpunkte gibt, bleiben auch Lehrer öfter krankheitsbedingt zu Hause. „Um dies aufzudecken, brauchen wir Transparenz.“ Auch Sascha Steuer, bildungspolitischer Sprecher der CDU, findet es kontraproduktiv, die Fehlstatistik für Lehrer nicht öffentlich zu machen. Denn was die Statistik für Schüler betrifft, bestehe durchaus ein Zusammenhang zwischen Problemvierteln und Krankheitsfällen. Steuer vermutet diese Tatsache auch bei Lehrern. „Wo Brennpunkte sind, werden Lehrer wohl auch häufiger krank sein“, sagt der Politiker.

Doch die gesammelten Daten über das Fernbleiben von Lehrern sind nach Angaben von Ingeborg Uesseler-Gothow, Vorstandsmitglied des Hauptpersonalrats, nicht aussagekräftig. Vor wenigen Monaten habe die Innenverwaltung ein Konzept vorgelegt, wie die Fehlzeiten aller Beamten erfasst werden könnten. Der Hauptpersonalrat wies die Pläne jedoch zurück. „Das Konzept sah unterschiedliche Maßstäbe für die verschiedenen Bereiche vor“, so das Vorstandsmitglied. Ein nicht akzeptabler Vorschlag für den Hauptpersonalrat. Ein neues Auszählverfahren, das die Innenverwaltung erarbeitet, soll diese Mängel beheben. Bis dahin wird es jedoch keine weiteren Daten geben.

Was die Fehlzeiten von Schülern betrifft, fallen besonders die Hauptschulen durch eine hohe Fehlzeit auf. Durchschnittlich 5,5 Prozent der Schüler bleiben dort unentschuldigt dem Unterricht fern. Keine Sorgen bereiten hingegen die Gymnasien. Dort fehlen im Durchschnitt nur 0,3 Prozent der Schüler täglich ohne Entschuldigung.

Bei der Auswertung nach Bezirken liegen Mitte (2,4 Prozent), Friedrichshain-Kreuzberg (2) und Neukölln (2,3) nach Fehltagen vorne. Lediglich 0,66 Prozent der Schüler schwänzen hingegen täglich unentschuldigt in Pankow. Der Bezirk liegt mit Steglitz-Zehlendorf am Ende der Statistik. HANNES VOLLMUTH