Afghaninnen droht Ausschluss von Bildung

In Westafghanistan dürfen Mädchen nicht mehr von männlichen Lehrern unterrichtet werden, doch Lehrerinnen fehlen

BERLIN/KABUL taz/dpa ■ Mädchen und Frauen im Westen Afghanistans droht der Verlust gerade wiedergewonnener Bildungsmöglichkeiten. So wirft die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch dem Gouverneur der Provinz Herat, Ismail Khan, vor, angeordnet zu haben, dass Mädchen und Frauen nur noch von weiblichen Lehrkräften unterrichtet werden dürfen.

Mohammad Deen Fahim, stellvertretender Leiter der Bildungsabteilung in der Provinzregierung und Urheber der am 10. Januar erlassenen Verordnung, begründete sie laut der Menschenrechtsorganisation damit, dass die Unterrichtung von Mädchen und Frauen durch Männer gegen islamisches Recht verstoße. Während der fünfjährigen Herrschaft der radikalislamischen Taliban war Mädchen und Frauen der Besuch von Schulen und Universitäten verboten.

Die neue Verordnung drohe zu verhindern, dass Mädchen und Frauen überhaupt die verlorene Bildung aufholen könnten, erklärte Zama Coursen-Neff von Human Rights Watch. Zwar seien zur Zeit Schul- und Universitätsferien. Doch in privaten Kursen würden viele Frauen vor allem in den Bereichen Fremdsprachen und Computerkenntnisse versuchen, Wissen aufzuholen. In diesen Kursen würden fast nur Männer unterrichten. „Als Ergebnis wird das neue Verbot Frauen und Mädchen von den meisten Kursen ausschließen“, kritisert Human Rights Watch. Bereits im November hatte die Organisation in einem Bericht Ismail Khan die systematische Diskriminierung von Frauen vorgeworfen. Demgegenüber vereinbarte die afghanische Regierung gestern nach UN-Angaben in Kabul ein internationales Hilfsprogramm, mit dem in 40 Zentren im ganzen Land Frauen Unterricht in Lesen und Schreiben und für berufliche Tätigkeiten erhalten sollen. Zudem sollen für 35.000 Mädchen 33 Schulen gebaut oder repariert werden. HAN