Exil in Malaysia?

Wirbel um Berichte über Geheimverhandlungen für einen unblutigen Regimewechsel im kriselnden Simbabwe

JOHANNESBURG taz ■ Pläne über einen Ausstieg des Präsidenten Robert Mugabe aus der Politik mit Übergang in einen sicheren Wohnsitz in Malaysia werden nach Berichten der britischen Times in Simbabwe geschmiedet. Zwei hochrangige Politiker der Regierungspartei, so wird Oppositionschef Morgan Tsvangirai zitiert, hätten dem Autokraten ein Angebot über den seichten Abgang und Verhandlungen zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit gemacht; Tsvangirai habe Mugabe Schutz vor Strafverfolgung zugesichert.

Was an der Sache dran ist, bleibt fraglich. Tsvangirai erklärte gestern zunächst, er wisse nichts davon. Kurz darauf bestätigte er. Die Regierung dementierte. Und dann dementierten auch Oppositionssprecher Paul Temba Nyathi und Tsvangirais Sprecher William Bongo: derartige Pläne seien Spekulation, sagte Letzterer, es gebe jedoch Vermittlungsversuche der Regierungen Großbritanniens und Südafrikas.

Das Angebot kam den Berichten zufolge von Parlamentssprecher Emmerson Mnangagwa und Armeechef Vitalis Zvinavashe. Beide gelten als Hardliner. Sie machten laut den Berichten das „Friedensangebot“, während Präsident Mugabe außer Landes weilte. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Kritik innerhalb der Zanu-PF laut wird, wenn der Präsident abwesend ist. „Wenn Mugabe wieder da ist, sinkt oft der Mut. Dann hängt es davon ab, ob es breite Unterstützung eines solchen Planes in den eigenen Reihen gibt“, sagt Ross Herbert, Mitarbeiter im Südafrikanischen Institut für Internationale Angelegenheiten in Johannesburg.

Sollte der Schritt zu Verhandlungen mit der Opposition tatsächlich gemacht worden sein, wäre es ein Zeichen, dass der interne Druck auf die Regierung Simbabwes immer stärker wird. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist von akutem Hunger bedroht, die Unruhe unter den Menschen steigt. Wer es sich leisten kann, fährt in die südafrikanischen Grenzstädte zum Einkaufen. Bei einer Inflationsrate von über 175 Prozent in der Heimat machte sich auch Mugabes Informationsminister Jonathan Moyo über die Festtage nach Johannesburg auf, um dort in einem Hotel zu feiern und mit Ladungen von Maismehl, Brot, Zucker und Bratöl wieder heimzufahren. „Diejenigen in der Regierung, die sich das alles nicht leisten können, werden möglicherweise immer ungeduldiger und suchen einen Ausweg“, mutmaßt Ross Herbert.

MARTINA SCHWIKOWSKI