heute in bremen
: „Ich simuliere die Therapie“

Ein Bremer Mathematiker berichtet über Erfolge bei der Tumorbekämpfung

taz: Herr Kröger, Sie befassen sich mit der Bekämpfung von Lebertumoren, insbesondere mit „Radiofrequenzablation“. Was ist das?

Tim Kröger, Mathematiker: Bei der Therapie sollen Krebszellen durch Wärme abgetötet werden. Dazu sticht man von außen eine Art Kanüle durch die Haut in den Tumor und legt Strom an. Das Wasser leitet diesen in den Zellen und dadurch entsteht Hitze. Angrenzendes gesundes Gewebe wird nicht angegriffen, weil das Wasser in den erkrankten Zellen verdampft. Sobald das geschehen ist, kann der Strom nicht mehr fließen und die Temperatur sinkt.

Das klingt zunächst so, als hätte dieser Vorgang wenig mit Mathematik zu tun. Was macht die Methode für Sie interessant?

Ich beschäftige mich mit der Simulation dieser Therapiemethode. Für mich als Mathematiker ist interessant, wie die Wärme erzeugt wird und wie sie sich im Tumor ausbreitet. Um das herauszubekommen, muss das elektrische Feld des hochfrequenten Stroms berechnet werden.

Was passiert mit den abgestorbenen Zellen?

Die toten Zellen werden von der Leber abgebaut und durch gesunde ersetzt. Das Organ kann sich erneuern.

Was ist der Vorteil gegenüber einem operativen Eingriff?

Der Vorteil der Radiofrequenzablation ist, dass gesunde Körperteile nur sehr geringfügig in Mitleidenschaft gezogen werden. Den Tumor herauszuschneiden ist sehr aufwändig. Und wenn er sich in der Mitte der Leber befindet, wird zwangsläufig ein größerer Teil der Leber in Mitleidenschaft gezogen.

Interview: Wenzel Herzig

Vortrag „Zielgerichtete Tumorbekämpfung mit Hilfe von Mathematik“: 11 Uhr, Haus der Wissenschaft (Am Dom)