Litauer wählen Überraschung

Populist Paksas schlägt allen Umfragen zum Trotz Amtsinhaber Adamkus

STOCKHOLM taz ■ Rolandas Paksas ist am Sonntag in Litauen zum neuen Staatspräsidenten gewählt worden. Er erreichte im zweiten Wahlgang mit knapp 55 Prozent einen deutlichen Sieg vor Amtsinhaber Valdas Adamkus. Ein überraschendes Ergebnis, das nicht nur allen Meinungsumfragen widersprach, sondern auch dem Ergebnis der ersten Wahlrunde am 22. Dezember. Damals war Paksas mit nur 19,8 Prozent weit abgeschlagen hinter Adamkus mit 35,3 Prozent gelandet. In einer ersten Reaktion versprach Paksas, den bisherigen Kurs fortzusetzen, sich aber „verstärkt um die eigenen Probleme unseres Landes“ zu kümmern. Adamkus zeigte sich tief enttäuscht. Er schob seine Niederlage auf die geringe Wahlbeteiligung von nur 52 Prozent – vor fünf Jahren betrug sie noch 73 Prozent – und den aggressiven Wahlkampf von Paksas.

Vor fünf Jahren hatte der 76-jährige Adamkus einen ähnlich überraschenden Wahlerfolg wie jetzt Paksas errungen. Er war 1998 nach 54-jährigen Exil in den USA erst kurz vor seiner Wahl zum litauischen Staatspräsidenten in seine Heimat zurückgekehrt. Aufgrund seines vermeintlich uneinholbaren Popularitätsvorsprungs glaubte Adamkus offenbar auf jeglichen Wahlkampf verzichten zu können. Eine Fehleinschätzung, die Rolandas Paksas mit einem populistisch geprägten Wahlkampf ausnutzte. Von den unterlegenen KandidatInnen des ersten Wahlgangs war Paksas den WählerInnen lediglich von der früheren Ministerpräsidentin Kazimiera Prunskiene als bester Kandidat der zweiten Runde empfohlen worden. Die Sozialdemokraten dagegen – mit deren Regierung Paksas nun zusammenarbeiten muss – hätten den nationalkonservativen Adamkus vorgezogen. REINHARD WOLFF

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