Wo bleiben die Konsequenzen?

betr.: „Atomkraft – Nicht schon wieder“, taz vom 15. 9. 08

Was geht wohl in den Köpfen von Politikern vor, die ungeachtet der Vereinbarungen über den Ausstieg und ungeachtet der zahlreichen Pannen in Atomkraftwerken (AKW) an der Atomenergie festhalten und sogar noch mehr Geld für die Kernforschung fordern, obwohl 75 Prozent der Deutschen hinter dem beschlossenen Atomausstieg stehen?

Einige Unfälle in der Atomanlage in Tricastin (Südfrankreich) sowie in Asse lösten auch in Deutschland heftige Debatten über das Für und Wider der Atomkraft aus. Anders als die Atomlobby hat sich der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, Wolfram König, gegen eine weitere Laufzeitverlängerung von AKW ausgesprochen, weil er die Risiken dieser Technologie für so gravierend hält, dass es sich eigentlich verbietet, sie mit tagespolitischen Diskussionen zu belasten.

Allerdings bestehen die Sorgen und Nöte der Menschen in aller Welt gegen alles „Atomare“ bereits seit den Abwürfen der beiden Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 mit Hunderttausenden Opfern und noch nie da gewesenen Zerstörungen, Ängste, die noch verstärkt wurden durch die Atomkatastrophen von Windscale und Tschernobyl und den vielen, zumeist heruntergespielten Störungen in anderen Atomkraftwerken. Harry S. Truman, der für die Abwürfe der beiden Atombomben auf Japan verantwortliche US-Präsident, erkannte – ganz im Gegensatz zu den heutigen Schönrednern der Atomkraft – schon vor mehr als 60 Jahren, auf was für ein gefährliches Pulverfass sich da die Menschheit gesetzt hat: „Es ist den Menschen gelungen, in die geheimsten Geheimnisse unseres Schöpfers einzudringen und sich Kräfte nutzbar zu machen, von denen niemand ahnen kann, welche Folgen daraus entstehen werden.“ Doch wo bleiben die Konsequenzen?

FRANZ WELLSCHMIDT, Waldbrunn