Auch ein Phantom hilft nicht

Die Abfangjäger kamen spät – und hätten so im Ernstfall wohl wenig ausrichten können

BERLIN taz ■ In Berlin konzentriert sich die Diskussion am Tag nach dem Hochhausflug von Frankfurt vor allem auf mögliche Mängel bei der Gefahrenabwehr. Hätten die Piloten der Bundeswehr-Abfangjäger den Motorsegler im Notfall abschießen dürfen? Wurde ein Abschuss erwogen? Und vor allem: Warum brauchten die Maschinen so lange, um vor Ort zu sein?

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums räumte gestern ein, dass eine nach den Terroranschlägen von 2001 eingesetzte Arbeitsgruppe bisher ohne abschließendes Ergebnis getagt habe. Es gebe daher „noch kein ausgefeiltes Regelwerk“ für den Umgang mit derartigen Zwischenfällen. „Jetzt sind wir in der Arbeitsgruppe eingeholt worden von einem, der eine fixe Idee hatte.“ Nachdem der Täter das Kleinflugzeug um 14.55 Uhr in seine Gewalt gebracht hatte, dauerte es nach Angaben des Verteidigungsministeriums bis 16.09 Uhr, ehe die Bundeswehr verständigt wurde. Die zwei Abfangjäger hätten um 16.44 Uhr Sichtkontakt mit dem Flugzeug gehabt. Der Sprecher bewertete die Reaktionszeit als gut.

Über einen Abschuss hätten den Angaben zufolge Kanzler Schröder, Verteidigungsminister Struck (beide SPD) sowie Hessens Ministerpräsident Koch (CDU) entscheiden müssen: „Ich kann mir in so einem Fall keine Meinungsverschiedenheit vorstellen.“ Schröder und Struck hätten in Telefonkontakt gestanden, sagte Vize-Regierungssprecher Hans Langguth. Struck hat inzwischen eine „geeignete“ Rechtsgrundlage verlangt, um notfalls Flugzeuge abschießen zu können. Man müsse auf eine solche Situation vorbereitet sein, sagte Struck gestern in Wiesbaden. PATRIK SCHWARZ