Harte Arbeit – ganz einfach

Der CFR Cluj gewinnt sein erstes Champions-League-Spiel beim AS Rom

ROM taz ■ Maurizio Trombetta wusste, dass es ein großer Abend werden würde, zu Hause in Italien. Der kleine Mann aus Udine hatte deshalb einen dunklen Anzug gewählt und man sah, dass dieser nicht sein liebstes Kleidungsstück ist. Die rote Krawatte reichte ihm gerade bis zum Bauchnabel, schüchtern antwortete der zurückhaltende Fußballtrainer auf die Fragen des über das ganze Gesicht strahlenden rumänischen Reporters. Grandezza, so etwas versprühen die zwischen Selbstbewusstsein und Selbstherrlichkeit changierenden Kollegen aus der Serie A. Trombetta wirkt so, als trüge er am liebsten Ballonseide. „Ich fühle mich nicht als Protagonist“, sagte der 46-Jährige. „Ich bin nur froh für die Mannschaft.“

In Rom war gerade ein Fußballmärchen zu Ende gegangen, der von Trombetta trainierte rumänische Fußballverein CFR Cluj hatte am Dienstagabend den italienischen Vizemeister AS Rom mit 2:1 im ersten Gruppenspiel der Champions League besiegt. Die Römer, unter ihnen der nach monatelanger Verletzungspause zurückgekehrte Francesco Totti, schlichen gedemütigt vom Platz und mussten sich in der Kabine eine dreiviertel Stunde lang die Verwünschungen ihrer Präsidentin Rosella Sensi anhören. Währenddessen versuchte der Italiener Trombetta den Rumänen das eben geschehene Wunder zu erklären und fand am Ende die hemdsärmeligste aller Antworten: „Es war ganz einfach harte Arbeit.“ Besser hätte der Italiener die Philosophie des 1907 gegründeten Eisenbahner-Klubs aus Siebenbürgen nicht ausdrücken können. Beim CFR Cluj berufen sie sich auch heute noch auf die Arbeitermentalität der Vorfahren. Entsprechend fleißig attackierte das rumänische Mittelfeld die hoch favorisierten Römer, die nur in der ersten Viertelstunde überzeugend spielten. Nach dem 1:0 durch Christian Panucci (17. Minute) übernahmen die Gäste das Kommando. Mit Rumänien im engeren Sinne allerdings hat die Mannschaft, die 2008 erstmals rumänischer Meister wurde, zum ersten Mal den heimischen Pokalwettbewerb gewann und nun auch zum ersten Mal in der Champions League spielt, nicht mehr viel zu tun. Das Team ist gespickt mit Spielern aus aller Welt, vor allem aus Südamerika. Trombetta ließ in der Startelf nur drei Rumänen auflaufen. Das Auftreten dieser Mannschaft aus Rumänien erinnerte indes weniger an harte Arbeit denn an leichtfüßiges und technisch versiertes Kurzpassspiel, das genau so eigentlich die Römer zeigen wollten. In der italienischen Hauptstadt reiben sie sich nun die Augen. Im dritten Punktspiel der Saison war der erste Sieg beim AS Rom fest eingeplant. Stattdessen wieder eine Niederlage.

Maurizio Trombetta wurde erst im Juni zunächst als Assistenztrainer engagiert. In Italien war Trombetta lange so etwas wie der Assistenztrainer schlechthin. Seit 1994 war dies seine Aufgabe, in Udine, Neapel, Perugia, Bologna und Ancona. Als vor wenigen Wochen der Cheftrainer Ian Andone nach nur zwei Siegen in elf Spielen gefeuert wurde, wurde Trombetta befördert. Ein anderer hätte die Nacht von Rom vielleicht für sich genutzt. Trombetta sagte, der Sieg sei ganz das Verdienst seines entlassenen Vorgängers.

JULIUS MÜLLER-MEININGEN