Die Könige des Tuco

Der musikalische Kosmos von „Abuela Coca“, Montevideos dienstältester Ska-Rock-Band, kennt keine Grenzen. Bei ihr gingen auch die Jungs von „La Vela Puerca“ in die Schule. Heute sind die acht Altmeister im Hafenklang zu Besuch

Eine Vorliebe für Würze haben „Abuela Coca“ und das ist ein Grund, weshalb sie ihrem Sound den eingängigen Namen „Tuco“ verpasst haben: eine italienische Pastasoße, die in Uruguays Hauptstadt Montevideo jedes Kind kennt; eine der Spezialitäten, die die Einwanderer aus der alten Welt mit an den Rio de la Plata brachten. Italienisches Blut haben etliche der acht im Blut, der musikalische Radius der Band geht aber deutlich über die alte Welt hinaus und umfasst neben dem amerikanischen Doppelkontinent auch die Karibik.

Hier eine Spur Salsa, dort einige groovende Reggae- oder Dancehall-Vibes, ein Schuss Cumbia oder Murga. Der musikalische Kosmos kenne keine Grenzen, erklärt Sänger Gonzalo Brown schulterzuckend. Er steht mit seinen langen Rastas für die karibischen Vibes, die Stücke wie „Brillar en el amanecer“ oder das grandiose „Santa Soledad“ prägen.

Die Vorliebe für Würze lässt die „Koks-Oma“, so die deutsche Übersetzung des Bandnamens, in so manchem Vorgarten schnuppern. Eine Abuela Coca ist in Montevideo indes nichts anderes, als eine Kräuteroma, die mit traditionellen Hausmittelchen bei Husten und anderem zur Hilfe kommt.

Die Initiative zur Gründung der Kräuteroma lieferten „Mano Negra“. Von denen waren Brown und Co Anfang der 90er Jahre so begeistert, dass sie selbst zu den Instrumenten griffen. Anfangs hatte die Band aus Montevideo auch gehörigen Erfolg und sie ergatterte nach schwierigem Start einen Plattenvertrag bei einem Major. Doch als die Umsätze der Plattenindustrie Ende der 90er Jahre zurückgingen, bekam die Band von Sony dann doch einen Tritt in den Allerwertesten und musste wieder bei Null anfangen.

Damals halfen die Kollegen von „Karamelo Santo“ mit der Adresse vom deutschen „Übersee“-Label aus. Das unabhängige Label aus Hannover vertreibt seitdem die Scheiben der Koks-Oma in Deutschland und darüber hinaus. Auch in Montevideo sind die überaus melodischen Ska-Rocker bei einem Independent-Label untergekommen und längst hat ihr Beispiel Schule gemacht. Neben „No te va a Gustar“ haben sich auch „La Vela Puerca“, die derzeit wohl bekannteste Band des Genres, von der Koks-Oma inspirieren lassen. Auch von der Vorliebe für Deutschland. Das ist längst zur „zweiten Heimat geworden“, denn in schöner Regelmäßigkeit kreuzen Brown und Co zwischen Flensburg und München auf, um neues Material vorzustellen. Diesmal haben sie ein Live-Album und einen ganzen Strauß neuer Stücke dabei. Im Frühjahr soll es spätestens ins Studio gehen, um den Nachfolger von „Das Zimmer der Oma“ aufzunehmen. So hieß das letzte, etwas rockiger ausgefallene Album, welches die sozialen Verhältnisse in ihrem Heimatland unter die Lupe nimmt. KNUT HENKEL

Do, 18. 9., 21 Uhr, Hafenklang, Große Bergstraße 178