WAS MACHT EIGENTLICH ... die Kopflaus?
: Vermarktet werden

Mit einer geschickten Marketingstrategie versucht eine Pharmafirma ihre Bilanzen aufzumöbeln. Und die Medien – leider auch die taz – fallen darauf rein. „Familien können sich ab sofort über einen Läuseatlas im Internet informieren, wie hoch das Kopflausrisiko im eigenen Wohnbezirk ist“, meldete die taz am Mittwoch in der überregionalen Ausgabe. „So soll das Problem in Kindergärten und Schulen frühzeitig erkannt und rechtzeitig bekämpft werden. Betreiber von www.laeuseatlas.de ist ein Arzneimittelhersteller.“

Ruft man die Homepage auf, springt der Name eines Läusebekämpfungsmittels ins Auge. „Erfahren Sie, wie hoch in Ihrem Wohngebiet die Läusewahrscheinlichkeit ist“, heißt es da. Ein Klick auf die Postleitzahl des eigenen Wohnviertels in Schöneberg ergibt, dass dort „50 bis 70 Prozent aller Kinder“ läusegefährdet sind. Sofort fängt es an auf dem Kopf zu kribbeln.

Mit der Kopflaus, lat. Pediculus humanus capitis, ist nicht zu spaßen. Das flügellose Insekt ernährt sich ausschließlich von menschlichem Blut und legt bis zu 270 Eier, Nissen genannt. Die Prozedur, die Viecher loszuwerden, ist ziemlich aufwendig.

Der Griff zum Telefonhörer bringt Entwarnung. „Der Atlas ist statistisch vollkommen harmlos. Er sagt nichts über die tatsächliche Verbreitung aus“, sagt eine Sprecherin der Senatsgesundheitsverwaltung. Der Hintergrund: Die Pharmafirma hat die Zahl von verkauften Läusemittelpräparaten zur Grundlage für den Atlas genommen. „Da soll ein Medikament beworben werden.“ PLU FOTO: ARCHIV