Charly frech wie Oskar

Der sozialdemokratische Lafontaine-Berater Lehnert findet, dass nicht er seine Partei schädigt, sondern sie ihn

BERLIN taz ■ Charly Lehnert, Wahlkampfberater Oskar Lafontaines und dennoch SPD-Mitglied, wehrt sich gegen Kritik seiner Partei. „Als Buchautor und Verleger habe ich zumindest im Saarland einen Namen“, sagte Lehnert der taz. „Ich lasse es mir nicht gefallen, dass mir Heiko Maas vorwirft, ich hätte keinen Anstand. Erst will er entscheiden, für wen ich als Freiberufler arbeite, und dann schädigt er noch meinen Ruf.“

Das Saarland wählt in einem Jahr. Für die SPD tritt ihr Landesvorsitzender Heiko Maas an, für die Linke ihr Bundesvorsitzender Lafontaine. Lehnert hat sich für den Linke-Wahlkampf engagieren lassen, will aber Sozialdemokrat bleiben. Er hat schon für Lafontaine gearbeitet, als der noch in der SPD war. Der Werbefachmann meint, Lafontaine könne unter bestimmten Bedingungen gut Regierungschef einer rot-roten Koalition werden. Da erklärte Maas, Lehnert solle die SPD verlassen, wenn er einen Funken Anstand im Leib habe.

Am Mittwochabend wollte der Vorstand der Saar-SPD entscheiden, ob gegen Lehnert ein Parteiordnungsverfahren eingeleitet wird, wie ein Parteisprecher bestätigte. Eine Schiedskommission würde dann darüber befinden, ob der Saarbrücker ausgeschlossen werde. Lehnert sagte, er werde das Verfahren laufen lassen, um zu sehen, wer zu ihm stehe. „Wenn jemand, der dreizehn Jahre lang erfolgreiche Wahlkämpfe für die SPD gemacht hat, aus der Partei rausgeschmissen werden soll, finde ich das stillos.“ Sein jüngstes Buch über die saarländische Kultur trage den Titel „Lääwe unn lääwe losse“ – „Leben und leben lassen“. Das habe die saarländische SPD wohl noch nicht gelesen.

Am Mittwoch veröffentlichte der Stern eine Forsa-Umfrage, nach der die Linke im Saarland bei 24 Prozent liegt, die SPD bei 23 und die CDU bei 37. Sogar 26 Prozent der befragten SPD-Anhänger hätten Lafontaine lieber als Regierungschef als Heiko Maas. GEORG LÖWISCH