daily dope (313)
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Optimisten halten jamaikanische Sprinter für Naturtalente. Realisten beschäftigen sich mit dem lächerlichen Dopingkontrollsystem auf der Karibikinsel. Pessimisten indes werden sich durch einen Bericht der amerikanischen Zeitschrift Sports Illustrated in ihrer Annahme bestätigt fühlen, dass der Natur auch im Reggealändle auf die Sprünge geholfen wird. Konkret stehen die Hürdensprinterin Delloreen Ennis-London und der 400-Meter-Spezialist Adrian Findlay unter Dopingverdacht. Zwischen Juni 2006 und Februar 2007 wurden zwei Lieferungen von Somatropin, ein menschliches Wachstumshormon, sowie eine Lieferung mit Triest (ein Östrogen-Präparat) an Ennis-London gesandt, an eine texanische Adresse. Das schreibt Sports Illustrated.

Findlay soll sich Testosteron und Oxandrolon, ein oral einzunehmendes Steroid, nach North Carolina geliefert haben lassen. Findlay ist WM-Zweiter in der Halle mit der 400-Meter-Staffel geworden. Ennis-London wurde Fünfte im olympischen 100-Meter-Hürdenlauf. Am Dienstagabend schlug sie beim Meeting in Lausanne sogar die Olympiasiegerin Dawn Harper aus den USA in 12,60 Sekunden, während ihr jamaikanischer Kollege Asafa Powell am selben Abend in 9,72 Sekunden den 100-Meter-Weltrekord Usain Bolts (ebenfalls Jamaika) nur um Haaresbreite verfehlte.

Ennis-Londons Ehemann bestätigte die Lieferungen, behauptet jedoch, die Pakete seien nie geöffnet worden. Findlay macht Glauben: „Ich habe niemals Steroide eingenommen.“ Die Sprinterin soll die auf der Verbotsliste der Weltantidopingagentur Wada verzeichneten Medikamente über AAG Health bekommen haben. Im Netz macht die Firma unter antiaginggroup.com Geschäfte mit HGH und Testosteron. Findlay erhielt die Medikamente wohl über die South Beach Rejuvenation Clinic aus Florida. Sie ist einschlägig bekannt, weil sie bereits den Baseballprofi Jay Gibbons (Baltimore Orioles) mit verbotenen Drogen versorgte. Gibbons wurde im Dezember wegen Dopingvergehen suspendiert. MV