Vor dem EU-Gipfel

BERLIN/LONDON afp ■ Einen Tag vor dem Sondergipfel zur Kaukasuskrise herrscht in der EU Uneinigkeit über das weitere Vorgehen. Während sich die Bundesregierung um Entspannung bemühte, forderte der britische Premierminister Brown in einem Zeitungsbeitrag eine völlige Neubetrachtung der Beziehungen zu Russland. Bundesaußenminister Steinmeier rief zu Besonnenheit auf und sprach sich mit seinem russischen Kollegen Lawrow dafür aus, die aktuellen Spannungen einzudämmen.

Bundeskanzlerin Merkel und Polens Präsident Kaczyński vereinbarten laut Berichten aus Warschau einen Plan, der einen Ausweg aus der Krise ebnen soll. Dieser betone die „territoriale Unversehrtheit Georgiens“ sowie die Notwendigkeit eines Rückzugs der russischen Truppen aus Georgien. Zudem werde die Anerkennung Abchasiens und Südossetiens als unabhängige Staaten durch Moskau verurteilt.

In der von russischen Soldaten kontrollierten Pufferzone vor Südossetien benötigen bis zu 10.000 Menschen nach Angaben des deutschen Arztes Richard Munz dringend humanitäre Hilfe. „Die Lage ist dramatisch, betroffen sind vor allem kranke und ältere Menschen, die ihre Dörfer nicht verlassen konnten“, sagte der Mediziner. „In den Dörfern leben noch etwa 10 Prozent der ursprünglichen Bevölkerung, Menschen, die von ihren geflüchteten Angehörigen zurückgelassen wurden, deren chronische Krankheiten sich durch Medikamentenmangel verschlechtern.“

Laut einer Emnid-Umfrage befürworten 49 Prozent der Deutschen EU-Sanktionen gegen Russland, sollte sich Moskau nicht an den Friedensplan mit Georgien halten. 41 Prozent lehnen diese ab.