Jung gehen Soldaten aus

Afghanistan schreckt ab: Bundeswehr hat Probleme, genug Freiwillige für Auslandseinsätze zu finden

BERLIN dpa/rtr ■ Der Bundeswehr laufen wegen des gefährlichen Einsatzes in Afghanistan immer mehr Bewerber und Führungskräfte weg. Die freiwilligen Meldungen junger Männer seien im Vergleich zum Vorjahr um rund 60 Prozent zurückgegangen, berief sich die Rheinische Post auf eine interne Statistik der Bundeswehr. Rund 10 Prozent aller Offiziersanwärter verließen die Truppe bereits vor dem eigentlichen Beginn ihrer Karriere. Immer häufiger werde dabei der Afghanistaneinsatz als eine der Begründungen genannt.

Bundeswehrpiloten würden nach langen und anstrengenden Afghanistaneinsätzen lukrative Angebote ziviler Airlines vorziehen, so das Blatt. Luftwaffeninspekteur Generalleutnant Klaus-Peter Stieglitz sei wegen des Aderlasses bereits bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vorstellig geworden. Auch der Vizechef des Bundeswehrverbands, Ulrich Kirsch, schlug Alarm. Bei Unteroffizieren und Mannschaften sei die Zahl der Bewerber und Anwärter im Vorjahresvergleich um mehr als 50 Prozent gesunken, sagte er der Neuen Osnabrücker. Zwar erhalte ein Soldat in Afghanistan 92 Euro steuerfreien Zuschlag pro Tag, doch Geld sei eben nicht alles.

Bei einem Anschlag in der Nähe von Kundus wurde am Mittwoch ein 29-jähriger Hauptfeldwebel getötet. Der Vorfall löste eine neue Debatte über die Nato-Strategie in Afghanistan aus. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Ulrike Merten (SPD), forderte Konsequenzen aus der Verschärfung der Sicherheitslage und eine einheitliche Nato-Strategie im ganzen Land. Im Oktober ist die Mandatsverlängerung für den Afghanistaneinsatz Thema im Bundestag.