die gelben seiten
: Ist eine Steigerung noch möglich?

„Lass mal Nordkorea die Olympischen Spiele ausrichten. Du wirst es dann schon sehen!“

Schon machen sich etliche Diskutanten Gedanken, ja Sorgen um die Zeit nach den Spielen. An eine Steigerung sei „nicht mehr zu denken“.

Sofort wird der Schreiber zurückgepfiffen: „Da mach dir mal keine Sorgen. Wir schaffen es locker, schlimmere Inflation hinzukriegen, höhere Arbeitslosigkeit, unglaublicherer Lügen und Fakes, viel unglaublicher als das gefakte Mädchen, das auf der Eröffnungsfeier nur die Lippen bewegt hat, derweil ein hässlicheres die Revolutionsmelodie ‚Das Vaterland besingen‘ getrillert hat.“

Die Ironie steigert sich: „Perfekte Eröffnungsfeier, meinst du, da gibt es so schnell keine Steigerung mehr? Lass mal Nordkorea die Olympischen Spiele ausrichten. Du wirst es dann schon sehen!“ Besonnener wird anderenorts (www.cyol.net) debattiert, was China zu mehr Glanz verholfen hat – das Mega-Ereignis selbst, der Umstand, dass China mehrere Tage hintereinander den Medaillenspiegel vor den USA angeführt hat, oder etwas anderes? Kaum einer nennt die gigantomanische Eröffnungsfeier, nur wenige zählen die Gold-, Silber- und Bronzeplättchen, auch wenn Xinhua den Ton angegeben hat: Die Medaillenleistungen zeigten Chinas „Softpower“. Wenn, dann sei es die Hilfsbereitschaft der Chinesen beim Erdbeben, die dem Land Würde gegeben habe, so die Anti-Meinung. Erst dies demonstriere die Fähigkeit von uns Chinesen, im eigenen Laden selbst die größte Not zu meistern.

Aber diese Sichtweise gibt nur das Stichwort für einen anderen Streit: Wie wird die Welt nach den Spielen aussehen?

Etwa so: Die Russen zeigen den Amis, diese hätten im Kaukasus nichts verloren. Die Europäer, angeführt von Frankreich, zeigen den Amis, diese brauchen niemanden mehr zu isolieren. Sie selbst seien dran. Die Iraner zeigen den Amis, diese könnten mit mehr, moderneren Waffen tiefer ins Granit beißen, wenn nicht gleich ins Gras. Hat nicht die Washington Post getitelt: „Wo sind Bush & Co abgeblieben, als die Krise ausbrach“? Sind die nicht alle noch bei dem Spielen in Peking?

Was die Chinesen den Amis gezeigt haben, das bleibt bis zur Stunde unklar. SHI MING

Shi Ming, 51, kommt aus Peking und lebt als Journalist in Köln