Mehr Tote denn je

In Afghanistan steigen Zahlen ziviler Opfer und toter US-Soldaten. Zwei Bundeswehrsoldaten im Koma

KABUL/KOBLENZ ap/dpa ■ Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich im zweiten Quartal rapide verschlechtert: Für die dort stationierten US-Soldaten war es sogar das Vierteljahr mit den meisten Todesfällen seit dem Sturz des Taliban-Regimes im Oktober 2001. Mai, Juni und Juli wurden 65 US-Soldaten getötet. Die Zahl der Toten in der Zivilbevölkerung nahm in ersten Halbjahr um 30 Prozent zu: Mindestens 600 Menschen wurden bei Angriffen und Anschlägen getötet, 128 davon bei US- oder Nato-Einsätzen. Das geht aus Zahlen der internationalen Schutztruppe Isaf und afghanischer Behörden hervor.

Der Afghanistan-Einsatz ist inzwischen für US-Soldaten gefährlicher als der im Irak: Im Juli wurden erstmals seit fünf Jahren mehr US-Soldaten in Afghanistan als im Irak getötet. Mit 33.000 Mann sind so viele US-Soldaten in Afghanistan stationiert wie noch nie zuvor. Die Entwicklung hat in den USA Rufe laut werden lassen, die Truppenpräsenz aufzustocken – auch bei den Präsidentschaftsbewerbern.

US-Verteidigungsminister Robert Gates stimmte derweil einem Vorschlag der Regierung in Kabul vor, die Zahl der afghanischen Soldaten von bislang geplanten 80.000 auf rund 122.000 zu erhöhen. das würde die USA in den nächsten fünf Jahren 20 Milliarden Dollar kosten, berichtete die New York Times am Donnerstag.

Unterdessen kämpfen zwei deutsche Soldaten, die bei einem Selbstmordanschlag in Afghanistan schwer verletzt wurden, im Bundeswehrkrankenhaus in Koblenz um ihr Leben. Sie liegen auf der Verbrennungsintensivstation im künstlichen Koma. Ihr Zustand sei „weiterhin kritisch“, sagte der behandelnde Arzt gestern.