Polizist wegen Bankraub suspendiert

Ein überschuldeter Kripo-Beamter aus Bremen soll zwei Banken überfallen haben. Seine Beute war dürftig

BREMEN taz ■ Nach 35 Jahren bei der Bremer Kriminalpolizei hat ein Ermittler offenbar eine Bankraubserie verübt. Der Beamte des Dezernats für Raubtaten soll seit 2007 erfolglos versucht haben, zwei Banken in seinem niedersächsischen Heimatort Stuhr nahe Bremen zu überfallen. Bei einem dritten Überfall auf eine Bremer Sparkassenfiliale am 21. Juli soll er schließlich 2.000 Euro erbeutet habe. Gegen den Mann wurde Haftbefehl erlassen. Er erlitt nach der Durchsuchung seiner Wohnung einen Zusammenbruch und liegt in einer Bremer Klinik.

Wie die Kripo am Dienstag mitteilte, soll der Mann am 16. Juli maskiert eine Sparkassenfiliale in seinem Heimatort betreten haben. Bereits im Eingangsbereich verlor er offenbar die Nerven und machte kehrt. Eine Zeugin erkannte ihn jedoch in der Nähe der Bank. Daraufhin durchsuchten niedersächsische Fahnder am vergangenen Freitag die Wohnung und die Diensträume des Beamten im Bremer Polizeipräsidium. Ein DNA-Abgleich stellte die Verbindung zu zwei weiteren Überfällen her.

Demnach soll der Polizist – ebenfalls erfolglos – versucht haben, im August 2007 eine andere Bankfiliale in Stuhr auszurauben. An Kleidungsstücken, die der Täter in der Nähe der Bank versteckt hatte, fand sich seine DNA. Ebensolche Spuren entdeckte die Polizei nach einem vollendeten Raub in einer Bremer Sparkasse vor gut zwei Wochen. Hier war der Täter mit 2.000 Euro in registrierten Scheinen entkommen.

Kripo-Leiter Holger Münch sagte, es sei „nicht unwahrscheinlich“, dass der Mann in zumindest einem Fall seine Dienstwaffe für einen Überfall verwendet habe. Münch vermutet Geldnot durch zu viele Ratenkredite als Motiv: „Er hat wohl über seine Verhältnisse gelebt.“ Der seit 1973 im Polizeidienst tätige, verheiratete Beamte sei „unauffällig“ gewesen. Es gebe allerdings Anzeichen für eine Alkoholkrankheit. Er wurde vom Dienst suspendiert.

Der letzte Überfall sollte offenbar dazu dienen, veruntreutes, sichergestelltes Geld zurückzuzahlen: Mitte Juli war es in der Bremer Innenstadt zu einem missglückten Überfall auf einen Rentner gekommen. Der Vorgang wurde zur Bearbeitung an den nun des Bankraubs Verdächtigten weitergeleitet. Der ließ sich von dem Rentner 2.000 Euro aushändigen – angeblich um ein DNA-Profil des Täters zu erstellen. Doch er verwendete das Geld, um einen privaten Engpass auszugleichen. Die Rückzahlung an den Rentner zögerte er immer wieder hinaus – bis dieser sich bei der Polizeiführung beschwerte. Schließlich bekam er sein Geld zurück – doch unter den Scheinen waren registrierte Banknoten aus der Beute des Sparkassenüberfalls.

CHRISTIAN JAKOB