Bertelsmann macht keine Mucke mehr

Medienkonzern steigt aus dem Musikgeschäft aus und verkauft seine Sony-BMG-Anteile

BERLIN taz ■ Schon lange wurde über den Schritt in der Branche spekuliert, jetzt findet er statt: Deutschlands größter Medienkonzern Bertelsmann sagt dem Musik-Joint-Venture Sony BMG ade, dessen Entwicklung niemals so ganz glücklich war.

Am Dienstag teilten beide Unternehmen mit, dass Sony den bisher von Bertelsmann gehaltenen 50-Prozent-Anteil übernimmt. Das zweitgrößte Musikunternehmen der Welt firmiert künftig als Sony Music Entertainment Inc. Kartellbehörden in mehreren Ländern müssen dem Deal noch zustimmen.

Damit ist Bertelsmann eines seiner Sorgenkinder los – und der neue Konzernchef Hartmut Ostrowski beim geplanten Bertelsmann-Umbau vom reinen Medienunternehmen zum Dienstleistungskonzern einen Schritt weiter. „Wir sind überzeugt, dass dieser Schritt zum Wohle beider Transaktionspartner ist“, ließ Ostrowski gestern verkünden – und lieferte die Erklärung gleich nach: „Die Entscheidung folgt unserer neuen Wachstumsstrategie. Sie wird uns die Konzentration auf definierte Wachstumsfelder ermöglichen.“ Die klassische Tonträgerindustrie gehört schon seit einiger Zeit bekanntlich nicht mehr dazu.

Ostrowki hatte bereits bei seinem Amtsantritt als neuer Bertelsmann-Vorstandschef im Dezember 2007 die Musiksparte als „wachstumsschwach“ kritisiert. Sony BMG hatte im schrumpfenden Musikmarkt zudem wegen der unterschiedlichen Unternehmenskulturen beider Partner seit Gründung des Joint-Ventures 2004 einen schweren Stand. Sony-BMG-Boss Rolf Schmidt-Holtz, früher selbst im Bertelsmann-Vorstand, hatte hier zwar Wogen geglättet, der Umsatz ging aber auch im ersten Halbjahr 2008 weiter zurück.

Ob sich Ostrowski im nächsten Schritt nun noch mal dem notorisch kriselnden Buchclub-Geschäft zuwendet, bleibt abzuwarten: Von seinen US-Buchclubs hatte sich Bertelsmann Mitte Juli getrennt. In Deutschland ist die Lage schwieriger, da der Bertelsmann-Club die Keimzelle des Konzerns darstellt, an dem die Bertelsmann-Eignerfamilie Mohn auch aus symbolischen Gründen festhält. STG