heute in bremen
: „Die Symbolik ist flexibler geworden“

Focke-Museum zeigt letzte Ruhestätten berühmter Bremer im Wandel der Zeit

taz: Frau Roth, wie hat sich die Grabmal-Kultur verändert?

Verena Roth, Museumspädagogin: Im Mittelalter zeigten Grabsteine nur christliche Symbole. Das hat sich mit der Aufklärung aufgelockert, im Grunde bis heute. Vor allem auf protestantischen Friedhöfen findet man neben christlichen auch viele antike Gestalten, zum Beispiel Psyché. Sie wird meist als Schmetterling dargestellt und versinnbildlicht die Seele. Auch dem Persönlichen wird mehr Platz gegeben. Man findet auf Grabsteinen Sprüche oder Lebensweisheiten des Verstorbenen. Die Symbolik ist flexibler geworden.

Spielen die Verstorbenen bei dem „kulturhistorischen Rundgang“ auch eine Rolle?

Oh ja! Auf dem Riensberger Friedhof liegen ja auch viele Prominente, zum Beispiel der Ex-Bundespräsident Karl Carstens oder der ehemalige Bürgermeister Wilhelm Kaisen. Dabei fällt auf, dass sich die Bedeutung der Personen nicht immer in den Grabsteinen widerspiegelt. Wilhelm Kaisen hat einen sehr unauffälligen, schlichten Grabstein.

Haben Sie den Riensberger Friedhof wegen der vielen Prominenten gewählt?

Nein, vor allem, weil er so nah am Focke-Museum liegt. Als die Führung zum ersten Mal stattfand, sind wir wegen Renovierung des Museums auf den Friedhof ausgewichen.

Berichten Sie auch von ganz gewöhnlichen Menschen?

Wenn der Grabstein besonders schön oder auffällig ist, ja. Aber dann geht es eher um den Stein und seine Entstehung. Die Geschichten einfacher Leute sind ja selten überliefert.

Interview: Annabel Trautwein

18.00 Uhr, Treffpunkt Focke-Museum, ohne Anmeldung