Roma fordern EU-Schutz

Sinti und Roma wollen statt Lippenbekenntnissen wirksame Maßnahmen gegen gewaltsame Übergriffe

WARSCHAU dpa ■ Vertreter der Sinti und Roma haben am Samstag bei einem Treffen in Polen wirksamere Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der Lage ihrer Minderheit gefordert. Sie kamen anlässlich des Internationalen Gedenktages der Ermordung der Sinti und Roma im ehemaligen NS-KZ Auschwitz zusammen. Bei der Veranstaltung sagte der Vorsitzende des Zentralrats deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, er beobachte die Entwicklung nach Übergriffen und Brandanschlägen in Italien mit „größter Besorgnis“.

Rose warf Teilen der italienischen Medien sowie einzelnen Politikern vor, Sinti und Roma „pauschal verurteilen und kriminalisieren“ zu wollen. Anstelle von Konferenzen und Erklärungen müsse die EU wirksame Schutzmaßnahmen durchsetzen. Er forderte zudem Schritte zur Beseitigung „völlig unzumutbarer“ Lebensbedingungen der Minderheit.

Der Vertreter der polnischen Roma, Roman Kwiatkowski, sagte, Angehörige der Minderheit seien immer noch nicht vollberechtigte EU-Bürger. Er beschuldigte die italienischen Behörden, eine Politik der Diskriminierung von Roma „aktiv“ zu fördern. Zugleich würdigte er die geplante Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung an die ermordeten Sinti und Roma in der Nähe des Reichstags in Berlin als „symbolisch“.

An der Gedenkveranstaltung nahmen Überlebende des Holocaust und ihre Enkel teil. Sie sind seit Donnerstag auf einer Bildungsreise in Polen. Ende Februar 1943 hatten die Nationalsozialisten auf dem Gelände von Auschwitz-Birkenau ein „Familienlager für Zigeuner“ gegründet. Insgesamt wurden rund 500.000 Sinti und Roma während der NS-Zeit ermordet.