Bedarf dem Angebot anpassen

betr.: „Wind liefert stundenweise mehr Strom als AKWs“, Interview mit Raimund Kamm, taz vom 25. 7. 08

Der Vergleich der Windenergie mit der Atomenergie zeigt anschaulich, wie weit wir schon mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien gekommen sind. Der Wind erzeugt im Jahr etwa ein Drittel so viel Strom wie die Atomenergie.

Aber der Ausbau der Windenergienutzung hat sich in Deutschland verlangsamt, und es wird noch sehr lange dauern, bis die Windenergie mit der Atomenergie gleichzieht. Mit dem Aufbau riesiger Offshore-Windparks in der Nordsee ginge es schneller voran. Sechshundert große Windturbinen im Meer können in der Jahressumme so viel Strom liefern wie ein Atomkraftwerk.

Allerdings liefert auch ein Offshore-Kraftwerk den Strom nicht gerade so, wie wir ihn brauchen. Genauso wenig wie ein Atomkraftwerk kümmert sich der Wind um den Bedarf der Verbraucher. In Zukunft wird zwar immer öfter der Fall eintreten, dass Wind stundenweise mehr Strom liefert als alle AKWs zusammen, aber wir wissen dann nicht mehr, wohin damit. Windstrom, der in stürmischen Winternächten massenhaft anfällt, nützt uns nichts, wenn wir ihn nicht verbrauchen können.

Da hilft nur eins: Die Verbraucher müssen in Zukunft ihren Bedarf dem Angebot anpassen. Das könnte man über den Strompreis regeln, der stundenweise festgelegt und in allen Haushalten angezeigt wird. Wenn viel Solar- und Windstrom im Netz ist, wird der Strom billig sein, und dann sollte man die Waschmaschine starten – oder einen anderen Stromfresser.

Unter dem Strich billiger wird der Strom dadurch sicherlich nicht. Deshalb ist es wichtig, dass die Stromverschwendung in den Haushalten endlich aufhört. DETLEF KOENEMANN, Bielefeld