Airbuswerk Finkenwerder
: Der Jet fliegt, der Dollar rollt

Es war der längste, schwerste und politisch brisanteste Konflikt zwischen Ökonomie und Ökologie, der in Hamburg jemals ausgefochten wurde. Juristisch ist er zwar noch nicht beendet, in der realen Welt aber schon. Die heutige Erstauslieferung eines Airbus A 380 dokumentiert den Triumph großindustrieller Interessen über den Umweltschutz.

KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

Deutschlands größtes industriepolitisches Einzelprojekt, die Erweiterung des Airbus-Werks in Finkenwerder für die Teilfertigung des A 380, ist unter Dach und Fach. Daran ist nicht mehr zu rütteln. Das Mühlenberger Loch ist planiert, die Werkspiste verlängert und die Umgehungsstraße im Bau – kein Hamburger Verwaltungsgericht wird das rückgängig machen wollen, selbst wenn es die rechtlichen Grundlagen der Bauplanung beanstanden sollte. Das Werk steht, der Jet fliegt, der Dollar rollt.

Auch fehlende ökologische Ausgleichsflächen können daran nichts ändern, wie das Schleswiger Oberverwaltungsgericht vor einem Monat klarstellte. Eine Ersatzfläche für das Mühlenberger Loch wurde nicht anerkannt, weil sie schon lange vor dessen Zerstörung ein wertvolles Biotop war. Daraus folgt juristisch aber nur, dass ein anderer Ersatz her muss – woher auch immer.

Politische Desinteresse an Umweltfragen hat den gesamten Konflikt durchzogen. Aber einen weiteren in dieser Größenordnung wird es kaum geben. Denn selbst der Streit um das Kohlekraftwerk Moorburg hat nicht dieses Kaliber.