Sozialparadies DDR

Schüler aus Ost und West wissen wenig über die DDR. Vor allem im Osten herrscht ein verklärtes Bild

BERLIN dpa ■ 19 Jahre nach dem Mauerfall wissen zahlreiche Schüler aus Ost und West nur sehr wenig über die DDR. Sie halten beispielsweise Willy Brandt für einen berühmten Politiker der DDR. Und unter Staats- und Parteichef Erich Honecker gab es ihrer Ansicht nach demokratische Wahlen. Das ist das Ergebnis einer gestern vorgestellten Studie des Forschungsverbundes SED- Staat der Freien Universität Berlin, für die mehr als 5.200 Jugendliche in Bayern, Brandenburg, NRW sowie Ost- und West-Berlin befragt wurden. Demnach war die DDR in den Augen vieler Jugendlicher ein soziales Paradies und keine Diktatur.

Die Studie offenbart eklatante Wissenslücken. Die Mehrheit aller Befragten wusste nicht, wer die Mauer errichtet hat. Viele tippten auf die Bundesrepublik oder die Alliierten. Fast die Hälfte der ostdeutschen und 66 Prozent der westdeutschen Schüler bejahte die Aussage „Die DDR war keine Diktatur, die Menschen mussten sich nur wie überall anpassen“. Die meisten kannten auch nicht die Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie.

Zwischen dem Kenntnisstand und dem Urteil über die DDR gibt es zudem einen direkten Zusammenhang. Wer also wenig wusste, beurteilte die DDR positiver als diejenigen, die ein differenzierteres Bild hatten. Dabei gab es jedoch Unterschiede zwischen Ost und West: Viele ostdeutsche Schüler lobten die sozialen Aspekte des SED-Staates, ohne jedoch die diktatorischen und repressiven Seiten zu sehen. Westdeutsche Jungen und Mädchen lobten – wenn auch in abgeschwächter Form – ebenfalls einige soziale Dimensionen des Lebens, kritisieren aber mehrheitlich den Diktaturcharakter des Staates.