Unbefristeter Streik bei Lufthansa

Nach gescheiterten Tarifverhandlungen wird nun gestreikt: 90,7 Prozent der Wahlbeteiligten sprechen sich in einer Urabstimmung von Ver.di dafür aus. Die Gewerkschaft fordert ein verbessertes Angebot des Lufthansa-Managements

VON CHRISTINE ZEINER

Es wird gestreikt, das steht fest: Am Freitag rief die Gewerkschaft Ver.di das Kabinen- und Bodenpersonal der Lufhansa dazu auf, ab Montag, 0.00 Uhr nicht zu arbeiten. Unklar ist hingegen, wieviele der 60.000 Mitarbeiter sich an dem Streik beteiligen und wie lange, ebenso, welche Strecken betroffen sein werden.

Bei der Lufthansa geht man davon aus, dass nur ein Bruchteil der Belegschaft mitmachen wird – denn der Großteil habe sich nach ihrer Einschätzung auch nicht an der Urabstimmung beteiligt. Stimmt nicht, heißt es von Ver.di. „Die Beteiligung war trotz der Urlaubszeit ungewöhnlich hoch“, sagt ihr Sprecher Harald Reutter zur taz. Wie hoch, verrät er aber nicht. 90,7 Prozent hätten sich jedenfalls für den Arbeitskampf ausgesprochen. Rund die Hälfte der Lufthansa-Stewards ist allerdings nicht Mitglied von Ver.di, sondern von UFO, der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation – und die befindet sich in der Friedenspflicht: Ihr ausgehandelter Vergütungsvertrag läuft bis Ende 2008. Ver.di rechnet dennoch damit, das Unternehmen Lufthansa wirtschaftlich zu treffen – auch, weil Flugzeuge ohne ausreichendes Boden- und Technikpersonal nicht abheben können.

Sprecher Reutter verweist auf den Warnstreik Anfang Juli. Vier Stunden hätten gereicht, um den Lufthansa-Flugverkehr durcheinanderzubringen. Bei Langstreckenflügen habe es noch Tage später Verspätungen gegeben. Deshalb glaubt er auch nicht, dass der Konzern einen längeren Streik einfach wegstecken kann. „Gegenmaßnahmen kosten richtig Geld.“ Die jedenfalls wird es geben: Ziel sei es, den Betrieb aufrechtzuerhalten, und zwar pünktlich, sagt Lufthansa-Sprecherin Amélie Lorenz zur taz.

So setzt das Unternehmen etwa auf Austrian Airlines, die ist wie die Lufthansa im Fluglinienverbund Star-Alliance. Austrian Airlines wird Passagierkontingente abnehmen. Die österreichische Fluglinie wird aber weder Strecken übernehmen noch Flugzeuge oder Flugpersonal zur Verfügung stellen. „Das können wir nicht einfach herzaubern“, sagt Austrian-Airlines-Sprecher Michael Braun. „Wir haben ja keine Flugzeuge herumstehen, die sonst keine Beschäftigung haben.“ Die Lufthansa wird also wohl auf Short-lease-Agenturen zurückgreifen. Diese helfen üblicherweise Fluglinien aus, etwa wenn es technische Gebrechen an einer Maschine gibt.

Ver.di will erst wieder verhandeln, wenn das Unternehmen ein verbessertes Angebot vorlegt. Lufthansa ist bereit, dieses Jahr plus 4,6 Prozent und 2009 plus 2,1 Prozent zu zahlen. Dazu soll es eine Einmalzahlung von 1 Prozent der Jahresvergütung geben. „Zu wenig, bedenkt man Rekordergebnisse der Lufthansa, jahrelange Sparkurse des Konzerns und die Inflationsentwicklung in Deutschland“, befindet die Gewerkschaft. Sie fordert 9,8 Prozent.

Infos ab Streikbeginn: lufthansa.com; kostenlose Infoline 0800-8 50 60 70; Infos über die Rechte von Fluggästen: Luftfahrt-Bundesamt; lba.de; (05 31) 23 55 100 meinung und diskussion SEITE 11