weinprobe
: Rauchige Früchte und ein muskulöser Stier

2007 Pouilly-Fumé AC, Domaine Jonathan Pabiot

Der junge Jonathan Pabiot, vor einiger Zeit in der Revue du Vin de France neben Loire-Legende Didier Dagueneau als Talent mit großer Zukunft vorgestellt, kultiviert auf knapp zwei Hektar 35-jährige Reben im flussnahen Terroir von Les Loges – und zwar nach biologisch-dynamischen Richtlinien. Sein bester Wein ist der klare, durchdringend mineralische Pouilly-Fumé: ein rauchiger (Feuerstein!), an grüne Paprika und Stachelbeeren erinnernder Sauvignon blanc mit reichlich Finesse. Aufgrund seines achtmonatigen Hefelagers wirkt er so schlank und animierend wie gekonnt, was eigentlich schade ist. Denn kaum jemand wird so mit ihm verfahren, wie er (man selbst!) es eigentlich verdienen würde: dass man ihn mindestens ein, zwei Jahre vergisst, um dann einen vollen und komplexen Wein von nobler Terroir-Expression genießen zu können. Weil aber selbst ein Pouilly-Fumé eben ein Sauvignon ist (Sancerre liegt gegenüber, am anderen Flussufer), fragen wahrscheinlich schon jetzt viele nach dem 2008er. Aber der hängt noch am Rebstock.

13,50 € über Vin sur Vin Diffusion, Tel. 69 51 99 20, info@weine- visentin.de , www.weine-visentin.de

2004 Dominio del Bendito Crianza Toro DO

Unlängst erst gewann dieser wilde, aufgrund seiner Jugend noch ungestüme, aber außerordentlich talentierte Rotwein eine Toro-Vergleichsprobe des Genießermagazins Der Feinschmecker. Das heißt schon was, aber wo bitte liegt jetzt eigentlich Toro? Spanien, klar. Genauer: westliches Kastilien, beiderseits des Duero zwischen Zamora und Rueda, mehr auf google.maps. Erst seit 1987 ist Toro eine eigene Ursprungsbezeichnung (DO), doch kaum anderswo in Spanien verläuft die Entwicklung vergleichbar so rasant. Gab es noch vor zehn Jahren lediglich 8 Kellereien, sind es heute bereits 40, darunter namhafte Produzenten aus anderen Gebieten, etwa Vega Sicilia oder Telmo Rodriguez. Die Weine geraten in diesem heißen und trockenen Gebiet außerordentlich konzentriert und alkoholstark. Wer sich also den Sommer schöner trinken möchte (oder dessen triste Tage – ich schreibe aus der Heide, vielleicht ist Berlin besser dran – frühzeitig beenden möchte, um wenigstens im Traum Sonne zu tanken), der liegt mit einem Toro goldrichtig. Der Dominio del Bendito ist ein fetter, konzentrierter Rotwein der Sorte Tinta de Toro. Sein fein gewobenes Bukett duftet intensiv nach reifen, dickfleischigen Waldfrüchten, Hefe und Mokka. Und am Gaumen protzt das ein Jahr in kleinen Eichenfässern gereifte Weinextrakt mit feuriger Frucht, uriger Kraft und reichlich Tannin. Ein typischer Toro eben, ein wilder, muskulöser Stier, den man vor Genuss zähmen (dekantieren) sollte. Oder – das hat aber eher mit Quälerei zu tun – noch etwa drei Jahre lang einlagern sollte. Ist der 2004 bereits ausverkauft, freuen Sie sich auf den 2005er, der ist noch eleganter.

19,50 € bei Viniculture, Grolmanstr. 44/45, 10623 Berlin, Tel. 883 81 74, info@viniculture.de, www.viniculture.de STEPHAN REINHARDT