Aufsichtsrat vs. Vorstand

Conti-Oberkontrolleur nicht prinzipiell gegen Übernahme

HANNOVER taz ■ Vor der Sondersitzung des Continental-Aufsichtsrates zum Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe am heutigen Mittwoch ist Unternehmenschef Manfred Wennemer ins Abseits geraten. Bereits am Dienstag suchte der Aufsichtsratsvorsitzende Hubertus von Grünberg öffentlich den Kompromiss mit der Firmengruppe aus Herzogenaurach. „Vernunft ist angesagt, nicht Kampf um jeden Preis, sagte er. „Wenn die Übernahme wahrscheinlich ist, dann bevorzuge ich, dass wir zumindest keine verbrannte Erde hinterlassen.“

Damit positioniert sich Grünberg gegen Wennemer, der die Übernahmeofferte in der vergangenen Woche als rechtswidrig sowie „egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos“ kritisiert hatte. Weil sich Schaeffler bereits den Zugriff auf 36 Prozent der Aktien gesichert hat, schaltete der Vorstand sogar die Finanzaufsicht ein: Mit der Begründung, dass die Anteilsscheine formal im Besitz mit Schaeffler verbündeter Banken blieben, hatte Schaeffler Conti den neuen Stand nicht gemeldet.

Auch die Gewerkschaften IG BCE und IG Metall, die im 20-köpfigen Conti-Aufsichtsrat zusammen 9 Arbeitnehmervertreter stellen, scheinen sich mit der Übergabe abgefunden zu haben. Der für die Conti-Kautschuksparte zuständige Gesamtbetriebsrat verlangte gestern in einem offenen Brief an Schaeffler Arbeitsplatzzusagen und wandte sich gegen einen Verkauf der Sparte. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Schaeffler-Gruppe im Hause ist mit 36 Prozent, und müssen damit umgehen“, sagte Michael Deister, Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat.

Sein Übernahmeangebot besserte Schaeffler mittlerweile leicht nach. Es handelt sich aber weiter um ein Pflichtangebot. Die jetzt gebotenen 70,12 Euro sind genau der nach dem Gesetz vorgeschriebene Mindestpreis, der sich nach dem Kursschnitt der letzten drei Monate richtet.JÜRGEN VOGES