Betrug im Milchlabor

Kieler Ernährungsforscher soll „im sechsstelligen Bereich“ Bundesmittel veruntreut haben. Staatsanwalt ermittelt

Wegen Verdachts auf schwere Untreue und schweren Betrug hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Direktor des Instituts für Physiologie und Biochemie der Ernährung in Kiel erhoben. Der entstandene Schaden bewege sich „im sechsstelligen Bereich“, sagte Oberstaatsanwalt Uwe Wick am Montag.

Der Professor soll von 1999 bis 2004 als Institutsleiter an der damaligen Bundesanstalt für Milchforschung Personal, Sachmittel und Räume für Auftragsstudien der Wirtschaft genutzt haben – ohne Genehmigung und ohne dem Bund die Kosten zu erstatten. Außerdem habe er Ausgaben für Studien, die er in Nebentätigkeit für einen privaten Verein erarbeitet habe, als Institutskosten deklariert.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium bestätigte den Eingang der Anklageschrift. Man sichte die Unterlagen und werde gegebenenfalls weitere Schritte prüfen, sagte Referatsleiterin Beate Kasch. Die Anklagebehörde spricht von 12 Fällen besonders schwerer Untreue sowie fünf Fällen besonders schweren Betrugs.

Die Vorwürfe gegen den Professor waren 2002 in einer anonymem Anzeige erhoben worden. Wegen der staatsanwaltlichen Ermittlungen wurde ein Disziplinarverfahren ausgesetzt. Das Kieler Institut gehört seit Anfang 2008 zum Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Karlsruhe. Es untersucht den gesundheitlichen Nutzen und mögliche Risiken von Lebensmitteln. DPA