Bellizisten nicht gebannt

Deutsche bleiben verführbar für den Krieg, sagt Exkanzler Helmut Schmidt in seiner Rede zum 20. Juli

BERLIN rtr ■ Exkanzler Helmut Schmidt sieht die Gefahr eines deutschen Rückfalls in eine kriegerische Politik nicht dauerhaft gebannt. „Zwar glauben viele, unser heutiger Friede sei doch selbstverständlich“, sagte er beim Bundeswehrgelöbnis am Reichstag. „Aber seit Jahrhunderten haben wir Deutschen uns keineswegs als eine sonderlich friedfertige Nation erwiesen.“ Die Menschen seien verführbar. „Auch wir Deutschen bleiben verführbar.“ Vor den Rekruten betonte er aber sein Vertrauen in die Bundesrepublik. „Ihr habt das Glück, einer heute friedfertigen Nation und ihrem heute rechtlich geordneten Staat zu dienen.“

Schmidt sprach als Ehrengast der Gelöbnisfeier. Dieses Jahr hatte es um den Ort der Zeremonie Streit gegeben. Der zuständige Bezirk-Mitte hatte dem Vorhaben zunächst eine Absage erteilt und es erst nach Intervention der Regierung genehmigt. Verteidigungsminister Franz Josef Jung sagte, die Männer und Frauen des Widerstands hätten den Weg für einen Neuanfang Deutschlands geebnet. Der Reichstag sei ein guter Ort für das Gelöbnis.

Die Bundesregierung gedenkt der Widerstandsbewegung alljährlich am 20. Juli im Ehrenhof des Bendlerblocks und in der Gedenkstätte Plötzensee mit Kranzniederlegungen. Entwicklungsministerin Heidi Wieczorek-Zeul würdigte im Bendlerblock den Versuch von Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Hitler vor 64 Jahren durch eine Bombe töten und die Gewaltherrschaft der Nazis beenden zu wollen. Die Männer des 20. Juli und ihre Mitstreiter nannte sie „Vorbilder über ihren Tod hinaus“. Der Diktator überlebte das Attentat, die Widerstandskämpfer wurden hingerichtet.