Harte Währung gegen buntes Papier

Der Schwarzmarkt mit Devisen ist in Simbabwe eine der wenigen Aktivitäten, die inmitten von Wirtschaftskollaps noch blüht. Sogar der Staat ist auf die Geldhändler angewiesen, die bei mehreren Millionen Prozent Inflation fette Profite einfahren

AUS HARARE GODFREY KARORO

Jeden Morgen fährt B. Makoni zum zentralen Busbahnhof von Simbabwes Hauptstadt. Wo die Busse Richtung Botswana, Malawi, Mosambik, Südafrika oder Sambia aufbrechen oder Reisende ankommen, macht der 24-Jährige aus Simbabwes wertloser Landeswährung richtiges Geld. Makoni ist einer der vielen illegalen Geldwechsler in Harare.

„Unternehmer schicken ihre Angestellten hierher, um US-Dollar oder südafrikanische Rand zu kaufen“, erklärt Makoni. „Auch Nigerianer, die Autowerkstätten führen, oder Kongolesen mit Frisörläden und Handygeschäften gehören zu meinen Kunden.“ Je höher Simbabwes Hyperinflation wird, desto schneller wollen Simbabwer, die in der Landeswährung bezahlt werden, Devisen kaufen. Die Devisen kriegen Makoni und seine Kollegen wiederum von den Überweisungen aus Simbabwes Diaspora – mehr als 5 Millionen Menschen.

„All diese Leute schicken ihren Familien in der Heimat Geld“, sagt der Geldwechsler. „Sie investieren auch in Immobilien und Unternehmen.“ Das sichert einen stetigen Strom von ausländischer Währung nach Harare. „Wir stellen keine Fragen“, so Makoni. „Du bringst deine harte Währung und kriegst den Tageskurs.“

Er selbst begann ganz unten – mit 100 Pfund, die ihm sein Bruder aus Großbritannien schickte. Da er seit seinem Studienabschluss vor zwei Jahren keinen Job gefunden hat, nutzte er dieses Startkapital, um in den Geldhandel einzusteigen.

Simbabwes Landeswährung, der Zim-Dollar, verliert jede Woche rund die Hälfte seines Wertes, bei einer geschätzten Jahresinflationsrate von 9 Millionen Prozent, offiziell 2,2 Millionen. Jahrelang galt ein offizieller Wechselkurs von 35.000 Zim-Dollar pro US-Dollar – real sind es heute 60 Milliarden. Mit dem fiktiven Parallelkurs konnte die Elite, die Zugang zum offiziellen Kurs hatte, Luxuseinkäufe praktisch zum Nulltarif tätigen. Im Mai liberalisierte die Zentralbank den offiziellen Wechselkurs; er stieg sofort auf 160 Millionen Zim-Dollar für einen US-Dollar. Das hat immer noch nichts mit dem Parallelkurs auf der Straße zu tun.

Mit dem neuen offiziellen Kurs dürfen Importe nach einer staatlich festgesetzten Prioritätenliste gekauft werden. Ganz oben auf der Liste stehen Getreide, Düngemittel, Saatgut, Tiermedikamente und landwirtschaftliche Maschinerie. Dann kommen Treibstoffe und Strom.

Die Liberalisierung hat den Schwarzmarkt eher angeheizt, weil nur geringe Mengen Geld zu diesem Kurs zur Verfügung gestellt werden. Obwohl die Zentralbank die Obergrenze für Abhebungen an Geldautomaten erst vor wenigen Wochen von 25 auf 100 Milliarden Zim-Dollar pro Tag erhöhte, kommen die meisten Menschen kaum noch an Bargeld heran.

„Das ist, wie wir unser Geschäft machen“, sagt ein Geldwechsler. „Wenn jemand 100 US-Dollar über die Bank umtauschen will, muss er über drei Monate lang jeden Tag die Obergrenze ausschöpfen, bevor er den Gegenwert in lokaler Währung zusammenhat. Also kommt er lieber zu uns.“ Zumal wird lokale Währung knapp, seit die deutsche Firma Giesecke & Devrient auf Druck der deutschen Regierung die Lieferung von Banknotenpapier nach Simbabwe eingestellt hat und daher nicht mehr ständig neue Scheine gedruckt werden können.

Gewinne machen die Geldwechsler dadurch, dass sie Zim-Dollar im Gros einkaufen. Viele Unternehmen, beispielsweise Speditionsfirmen, häufen regelmäßig gigantische Mengen an simbabwischen Geldscheinen an, die sie mit bis zu 20 Prozent Abschlag verkaufen. Damit kommen sie schnell an Devisen heran und die Geldwechsler haben Nachschub an lokaler Währung.

Sogar Regierung und Zentralbank nutzen den Schwarzmarkt. Einzelne regierungstreue Geschäftsleute bekommen Landeswährung in Billionensummen zugeteilt, um auf der Straße Devisen einzukaufen. Ein solcher „Cash Baron“ erzählt, dass er immer wieder von der Zentralbank große Mengen Geld auf Kommission erhält. Er tauscht sie gegen Devisen und reist damit nach Mutare, Grenzstadt zu Mosambik und Hochburg des illegalen Diamantenhandels. Dort kauft er Diamanten – im Staatsauftrag.