Deklassierte Arme

betr.: „Sozialhilfeempfänger müssen auch alte Kleidung tragen“, taz vom 17. 7. 08

Wie kann sich ein Land noch als „soziale“ Marktwirtschaft bezeichnen, in dem solche Urteile gefällt werden? Durch diese Deklassierung von Sozialhilfeempfängern und Arbeitslosen werden die Klassenunterschiede nicht nur verfestigt, sondern auch noch auf den ersten Blick sichtbar gemacht.

Was denken Schulkinder, wenn sie einen Mitschüler in abgetragener, vielleicht verschlissener Kleidung sehen? „Die können sich keine Klamotten leisten.“ So werden Kinder verunsichert, fühlen sich minderwertig; das wirkt sich vielleicht auf ihre Schulleistungen aus – und in ein paar Jahren stehen sie wie ihre Eltern ebenfalls mit Sozialhilfe da.

Auf diese Weise kann Armut in Deutschland nicht bekämpft werden. Man möchte sich fast fragen, ob die Armutsbekämpfung überhaupt noch ein Ziel der Politik ist?

LUKAS KNÖFLER, Albertslund, Dänemark