nebensachen aus bangkok
: Thailands politische Zukunft steht in den Sternen

Das politische Durcheinander ist perfekt: Seit Wochen gibt es neue Straßenproteste in Bangkok. Die Demonstranten wollen Premier Samak Sundaravej aus dem Amt hieven. Die thailändische Regierung sei unfähig und tue nichts gegen die miese Wirtschaftslage, erklären sie. Sie monieren zudem, Samak sei nur eine Marionette von Expremier Thaksin Shinawatra, den das Militär im September 2006 gestürzt hatte.

Neben Inkompetenz werfen die Protestierenden der Regierung den Ausverkauf Thailands vor. Hintergrund ist ein neuer Streit mit Kambodscha um den Tempel „Preah Vihear“. Dieser befindet sich im Norden Kambodschas an der Grenze zu Thailand. Vor 46 Jahren hatte der Internationale Gerichtshof in Den Haag den Anspruch Kambodschas auf den Tempel anerkannt. Unklar aber blieb zunächst, wem der Boden rund um die Kultstätte gehört. Kambodscha will den Tempel als landeseigenes Unesco-Weltkulturerbe registrieren lassen. Thailands Außenminister Noppadon Pattama erklärte sich einverstanden – und bezog dafür von vielen Landsleuten verbale Prügel. Jetzt wird der Zank politisch ausgeschlachtet. Rückgratlos wie viele hiesige Politiker übt sich Noppadon in Schadensbegrenzung: Jüngst erklärte er, die von den Militärs eingesetzte Vorgängerregierung habe Kambodschas Vorhaben unterstützt.

Alle Vorwürfe kochten kürzlich bei einer Misstrauensdebatte über die Regierung hoch. Der Antrag der Opposition wurde abgeschmettert, doch die Krise ist nicht vorbei. Bleiben Samak und Co. im Amt? Oder putscht die Armee erneut? Die Antworten stehen für viele im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen.

Nicht nur hiesige Wahrsager mischen mit, sondern auch diejenigen, die für ihre Affinität zur Astrologie bekannt sind. So erklärte Expremier Thaksin, die Sterne seien für einen großen Teil der Probleme verantwortlich. Schuld an Inflation und steigenden Preisen sei die große Nähe zwischen Mars und Saturn. Geht es nach Thaksin, ist diese Zeit des Wirrwarrs bald vorbei. Anfang Juli lasse der Einfluss des Mars nach und die Situation werde sich bessern.

Wie Thaksin glauben viele Thais an die Astrologie. Aber hilfreich sind die sich widersprechenden Vorhersagen nicht. Auf Thaksins Erklärungen folgte prompt die Retourkutsche. Ein landesweit berühmter Astrologe ist überzeugt, dass sich die Lage in Thailand Anfang Juli zuspitzen wird. Es könne zu Blutvergießen kommen. Keine der Prophezeiungen ist bislang eingetreten.

Ein anderer Wahrsager prophezeite das Ende der Regierung. Diese werde vor Jahresende kollabieren. Neuer Premier könnte Thailands Armeechef Anupong Paojinda werden. In seiner sonntäglichen Fernsehshow attackierte Samak den Astrologen: „Ich frage mich, was dieser Wahrsager dem Land antut, indem er meinen Namen und den des Armeechefs nennt und einen weiteren Putsch andeutet.“

Ich glaube nicht an die Sterne, aber daran, dass Samaks Regierung nicht mehr lange durchhalten wird. Was dann kommt, weiß niemand. Aber um das baldige Aus dieser Regierungsmannschaft vorauszusagen, muss man kein Hellseher sein. NICOLA GLASS