Sozialzentrum Süd wird behindertengerecht

Das Ende der gesetzlosen Zeiten: Das Gebäude wird erneut umgebaut und bekommt einen Fahrstuhl

Auch Rollstuhlfahrer und Blinde können in Zukunft das Sozialzentrum Süd ohne Probleme nutzen. Drei Jahre nach dem Umzug in das umgebaute Gebäude in der Sortillienstraße wird auf Druck der Bremer Behindertenverbände ein barrierefreier Fahrstuhl eingebaut. Nach Auskunft des damaligen Besitzers der Immobilie, dem Achimer Kosmetik-Unternehmer Jens-Torsten Bausch, soll der Außenlift in fünf Monaten in Betrieb gehen.

Er werde die Kosten von 200.000 bis 250.000 Euro übernehmen, sagte Bausch, der die Immobilie im Auftrag der Stadt umgebaut und saniert hatte, ohne die Vorschriften für Barrierefreiheit zu berücksichtigen.

Das Ergebnis: Der Fahrstuhl war zu klein für Rollstühle, außerdem fehlte eine Sprechanlage, die Blinden und Sehbehinderten das Stockwerk ansagte. Für minder problematisch hielt dies damals die Sozialbehörde, die ohne Einspruch das neue Domizil bezog und fälschlich behauptete, Barrierefreiheit sei lediglich eine „Kann-Bestimmung“. Rollstuhlfahrer, die im Sozialzentrum Süd ihre Sachbearbeiter sprechen wollen, müssen seitdem diese „anklingeln“ lassen, damit sie sich zu ihnen in das Erdgeschoss begeben. Eine „Hunde-müssen-draußen-bleiben-Philosophie“, hatte dies Horst Frehe genannt, Behinderten-Aktivist und sozialpolitischer Sprecher der grünen Bürgerschaftsfraktion.

Dass sich dies nun ändert, liegt daran, dass der Landesbehindertenbeauftragte Joachim Steinbrück im Dezember 2006 Widerspruch gegen den Umzug eingelegt hatte. Dabei kam heraus, dass für den Umbau keine Baugenehmigung vorgelegen hatte – ein Umstand, der laut Steinbrück die Entscheidung für den Fahrstuhl begünstigte. Die geplante Klage musste Steinbrück dann nicht mehr einlegen, weil der Bauherr nach langem Hin und Her schließlich doch noch den Bauantrag für den Fahrstuhl stellte. Solange dieser aber noch nicht in Betrieb ist, wollen die Behindertenvertreter den Widerspruch nicht zurückziehen. „Dass dieser Zustand drei Jahre gehalten hat, zeigt, wie schwerfällig Verwaltung ist“, sagte Steinbrück. Chris Ruschin