Lieber am einfachen Bild festhalten

betr.: „Was wird das denn?“ Mutter!“

Genderstudies-Bashing ist in, auch in der taz. Ich erinnere mich da noch an diesen konfusen Artikel, einer Trans-Frau, deren Namen ich glücklicherweese vergessen habe, die sich bei euch als Eva Herman der Transsexuellen aufführte. So schreiben Sie nun auch gegen konstruktivistische Theorien an, die Ihnen (und mir) erzählen wollen, wir seien soziokulturelle statt biologische Männer.

Ist ja auch viel gefordert, diese Theorien nur in Betracht zu ziehen. Normalerweise haben Konservative und Antifeministen ein Monopol darauf, über Judith Butler und die Folgen herzuziehen. Aber auch Linke, Linksintellektuelle, ja sogar FeministInnen wollen sich ganz ungeniert und unreflektiert in ihr angebliches biologisches Schicksal flüchten – eine Marktlücke! Deshalb muss die taz den Schwachsinn von transsexuellen Eva Hermans veröffentlichen und Sie müssen schnell ein paar Zeilen bemühen, um einen schwangeren Trans-Mann innerhalb der bipolaren Geschlechterordnung an den Platz zu verweisen, an den er gehört. Ist ja schließlich auch alles mit dem „gesunden Menschenverstand“ zu rechtfertigen (Hat eine Vagina? Ist eine Frau!). Dass es leider nicht ganz so einfach ist, die aktuelle Geschlechterforschung und ihre Theorien zu entkräften, überspielen Sie geschickt in Ihrer Polemik. Da könnte man ja fast denken, dass es „Männer“ und „Frauen“ wirklich gibt, dass das Unbehagen der Geschlechter nur eine Erfindung abgehobener Theorie ist und dass Sie, der taz-Redakteur, dieses für all diejenigen unter den Lesern, welche die Geschlechterverwirrung nicht produktiv auflösen wollen und lieber an ihrem einfachen Bild festhalten wollen, einfach vom Tisch wischen können… SVEN LÜDERS, Münster