Ein Oktoberfest für die unteren 10.000

Am Samstag steigt auf der Münchner Theresienwiese wieder das alljährliche „Sommerfest“ der Handelsgruppe Rewe (u. a. Penny, Extra, Nahkauf), der allein in Deutschland rund 12.000 Märkte angehören. Die Ramsch-Veranstaltung mit gönnerhaftem Gestus lockt ein ganz spezielles Publikum an

FOTOS VOLKER DERLATH

Hereinspaziert! Selten sichtet man so viele „glückliche Besucher“ mit mutmaßlichem Hartz-IV- und Migrationshintergrund an ein und demselben Ort wie bei „Rewe Family – Das Sommerfest“, vom Konzern beworben als „unvergesslicher Erlebnistag“ und „Deutschlands größtes Familienfest“.

Für die musikalische Unterhaltung jüngerer Besucherinnen und Besucher sorgen diesmal „Künstler“ wie der Dieter-Bohlen-Schützling Mark Medlock, Wolfgang-Petry-Sohn Achim Petry, der N’Sync-Klon US5, der Robbie-Williams-Imitator Wobbie Rilliams und die Kelly, pardon: King Family. Nach dem Motto „Rewe … Wir handeln!“ wird die „zünftige Festtagsstimmung“ mit ihren „zahlreichen Leckereien“ ergänzt und abgerundet durch die „hochkarätige Kochkunst“ eines Ralf Zacherl und „Ernährungstipps für die ganze Familie“. Gelockt werden die Schnäppchenjäger nicht nur mit „unterhaltsamen Aktionen wie Kettenflieger, Hüpfburgen, Glücksrädern oder dem Riesenrad“, sondern vor allem mit extrem günstigen Einkaufsmöglichkeiten in eigens errichteten Bierzelten, wo die Produkte der „Markenpartner“ (u. a. Beck’s, Zott, Thomy, Tchibo, Sinalco, Schwartau, Rotkäppchen, Pringles, Ritter Sport, Birkel, Milram, Milka, Maggi, Gutfried, Funny Frisch, Bahlsen, Danone, Coca-Cola, Wagner-Pizza et cetera ad infinitum) an Bedürftige verramscht werden.

Manchmal geht’s auch noch billiger, nämlich kostenlos: Wer es beispielswiese bei einer der typisch „unterhaltsamen Aktionen“ am längsten aushält, Dutzende von Chio-Chips-Tüten mit ausgestreckten Armen hochzuhalten und sich zusätzlich noch eine Tüte zwischen die Zähne klemmen zu lassen, der darf das Knabberzeug als Beute mit nach Hause nehmen. FRA