Robert Mugabes unbequemer Nachbar

Nie hat Levy Mwanawasa so viele Schlagzeilen gemacht wie am Tag seines mutmaßlichen Todes. Den ganzen gestrigen Donnerstag blieb es unklar, ob Berichte stimmen, dass Sambias 59-jähriger Präsident am Morgen in einem Militärkrankenhaus in Paris an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben war. In Ermangelung einer offiziellen Bestätigung verdichteten sich die Gerüchte aber immer weiter.

Dass Levy Mwanawasa überhaupt Präsident werden konnte, war eine Überraschung gewesen. Er hatte eigentlich nicht mehr an eine politische Karriere geglaubt, als im Sommer 2001 der damalige Amtsinhaber Frederick Chiluba ihn anrief und ihm praktisch seine Nachfolge anbot: „Das ist eine Herausforderung, die ich voller Demut annehme“, habe er gesagt. Mwanawasa hatte sein Amt als Vizepräsident 1994 aufgegeben und seither eine Karriere als Anwalt verfolgt. Doch jetzt griff er zu – und überraschte mit einem Wahlsieg böse Zungen, die ihn wegen eines beinahe tödlichen Verkehrsunfalls 1998 wegen seiner Verletzungen und teilweisen Sprachstörungen als „Kohlkopf“ abgeschrieben hatten.

Mwanawasa brachte nach seiner Wahl zum dritten Präsident Sambias Ende 2001 frischen Wind in eine von Korruption und wirtschaftlichem Versagen geprägte Regierung. Zum Leidwesen Chilubas, der glaubte, ihn manipulieren zu können, brachte ihn sein Nachfolger wegen Betrugs und Korruption vor Gericht. Mwanawasas Beinamen wechselte zu „Mister Integrity“. Selbst die Opposition konnte ihm nichts Schlechtes nachsagen. Allerdings hält auch Mwanawasa die Staatsmacht fest in der Hand. Über eine Verfassungsreform Sambias streiten Bürgerrechtsgruppen und Politiker seit der Unabhängigkeit 1964 – ohne Erfolg. Dafür holte Mwanawasa die Chinesen mit hohen Investitionen ins Land.

Schon kurz vor seiner hart umkämpften Wiederwahl 2006 erlitt Mwanawasa einen Schlaganfall. Kurz vor Beginn des Gipfels der Afrikanischen Union (AU) am letzten Wochenende in Ägypten hatte er einen weiteren. Davon hat er sich nicht mehr erholt. Der Zeitpunkt ist heikel: Mwanawasa galt als einer der wenigen unerschrockenen afrikanischen Kritiker des Regimes im Nachbarland Simbabwe. Er warnte vor einer „drohenden Katastrophe“ in der Region und bezeichnete Simbabwe als „sinkende Titanic“. Doch bevor er bei der AU als Vorsitzender der Regionalorganisation SADC (Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika) entsprechend die Stimme erheben konnte, wurde er todkrank nach Frankreich ausgeflogen. Jetzt steht nicht in Simbabwe, sondern in Sambia ein Machtgerangel bevor.

MARTINA SCHWIKOWSKI